In Salzgitter-Lebenstedt steht ein ziemlich auffälliger Automat. Auffällig deshalb, weil er ziemlich verrostet und heruntergekommen aussieht.
Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt, warum der Automat hinterm Rathaus steht? So viel sei gesagt: Seine Funktion ist in Salzgitter und Grundsatz-Debatten arg umstritten.
Salzgitter: Automat im Kampf gegen Aids
Ziemlich heruntergekommen, steht der dunkelgraue Automat hinterm Rathaus. Auf der Vorderseite sticht Passanten in verblasstem Lila sofort ein Rechteck entgegen. Darauf zu lesen, ist das Wort „Entsorgungsbox“. Die Automaten-Kärtchen, die zeigen, was es hier zu holen gibt, sind mittlerweile ziemlich vergilbt. Von weitem ist kaum zu erkennen, was darauf steht.
Doch ein näherer Blick zeigt: In dem Automaten können sich Nutzer Spritzen ziehen. Saubere Spritzen, um sich einen Schuss zu setzen. Einen Schuss Heroin zum Beispiel. „Wahrscheinlich stammt der Automat aus den 80er oder 90er Jahren“, erklärt eine Stadt-Sprecherin auf News38-Nachfrage.
Denn in dieser Zeit verbreitete sich Aids rasant und war ein großes Thema. „Viele Drogenabhängige haben sich damals an gemeinsam genutzten Spritzen infiziert“, heißt es weiter. Und auch heutzutage lösen unsaubere Spritzen Krankheiten bei Drogenabhängigen aus.
„Mit viel Glück funktioniert er noch“
Bis 2019 bestückte das Gesundheitsamt den Automaten mit frischen Spritzen und holte die benutzten ab. „Die Frequentierung war allerdings nicht hoch“, so die Sprecherin weiter. Irgendwann musste der Automat repariert werden. Das Gesundheitsamt fasste den Entschluss, den Automaten-Betrieb einzustellen.
Doch der „Super“-Verein wollte den Spritzen-Automaten nicht aufgeben – bis heute, wie Gianluca Calabrese im News38-Gespräch bestätigt. Doch können ihn Drogensüchtige überhaupt noch nutzen? „Mit viel Glück funktioniert er noch“, so Calabrese. Mal würde der Automat funktionieren und mal nicht. Trotzdem bestücke ihn der Verein weiterhin.
Große Kritik an Verein
Kritiker werfen dem Verein vor, Drogenabhängige beim Konsum zu unterstützen. Calabrese hält allerdings dagegen. Denn einen Süchtigen könne das Team nicht davon abhalten zur Nadel zu greifen. Aber wenigstens dabei unterstützen, sauberes Besteck zu verwenden. Der Salzgitteraner weiß, wovon er spricht. „Ich war selber süchtig. Ich weiß, wie es ist, Suchtdruck zu haben.“ Im Verein könne man Süchtigen auf Augenhöhe begegnen.
Der Automat in Lebenstedt soll einen Teil dazu beitragen, dass sich Abhängige nicht mit Aids oder anderen schweren Krankheiten infizieren, indem sie einfach bei Bedarf bereits genutzte Nadeln nehmen. Dass der Automat irgendwann nicht mehr genutzt wurde, könnte auch damit zusammenhängen, dass dieser in der Vergangenheit öfter kaputt war. „Dann sind die Leute einfach nicht mehr hingegangen“, so Calabrese weiter.
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Im Fokus steht bei dem Automaten und der Vereins-Arbeit aber nicht nur die Bereitstellung – sondern auch die Entsorgung. Liegen auf Spielplätzen, Skaterparks oder in Wäldern benutzte Nadeln herum, birgt das erhebliche Risiken für Kinder, Erwachsene oder auch Tiere.
Verein aus Salzgitter fehlt es an Geld
Dass der Automat mittlerweile so heruntergekommen ist und ihn niemand repariert, liegt am Geld. „Ein Automat kostet zwischen 2.500 und 3.500 Euro“, erklärt Gianluca Calabrese. Viel Geld, das der Verein nicht hat. 120 Euro würden monatlich von zwei Spendern regelmäßig reinkommen. Den Rest finanziere Vereins-Gründer Calabrese selbst.
Im Verein können sich Drogen-Süchtige aber auch sogenannte Care-Pakete abholen – und ihre benutzten Nadeln dort lassen. Jeden Monat nutzen etwa 150 Abhängige das Angebot. Die Zahlen deuten das an, was Calabrese ausspricht: „Wir haben hier in Salzgitter Probleme.“