Eine ruhige Fahrt von Hamburg nach Braunschweig. Mich hinsetzen, die Sonne beim untergehen beobachten und dabei Musik hören. Das ist der Plan gewesen, aber dann kam alles anders.
Dank des Schoduvels wurde die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Schoduvel: Feierlaune im Zug
Die Fahrt am Sonntag (3. März) ging los am Hamburger Hauptbahnhof. Mit dem Deutschlandticket konnte ich gemütlich mit der Regionalbahn nach Hannover fahren, wo dann mein Anschlusszug nach Braunschweig wartete. Alles fing gut an. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und sogar der Zug kam pünktlich an. Sowohl ich, als auch mein großer Koffer fanden schnell in einem Vierer einen Platz, denn das Abteil war fast leer. Das änderte sich aber schnell.
Im Buchholz (Nordheide) fing es dann an. Mehr und mehr Menschen stiegen ein, irgendwann war alles voll. Eine Freundesgruppe, die auf dem Weg zum Karneval war, machte es sich neben mir gemütlich. Die schon sichtlich angetrunkenen Damen und Herren glühten im Zug vor und holten erstmal alles mögliche an Reiseverpflegung raus. Süßigkeiten, Chips, kleine Sektflaschen und die passenden Shotgläser – alles war dabei.
+++ Schoduvel Braunschweig: Anschlags-Angst? „Dann können wir einpacken“ +++
Beim Einschenken bewegten sie sich so überheblich, dass der Sekt auch überall landete, nur nicht im Shotglas. Die halbleere Flasche wurde dann in den Müll gestopft, wo sie weiter ihren Duft verteilte. Neben dem Essen teilten die Freunde auch ihr Privatleben untereinander – so laut, dass es jeder mitbekam. Sogar bei Themen wie Geschlechtsverkehr und Toilettengängen wurde kein Detail ausgelassen.
Plötzlich war das Geschrei groß
Ablenken mit der schönen Landschaft, durch die wir fuhren, war leider keine Option. Genau der Wagon, in dem ich saß, schmückte ein langes Graffiti-Kunstwerk, sodass ich nur auf rote Farbe blickte. Also musste ich mich mit dem Schauspiel vor meinen Augen vergnügen – etwa zwei Stunden lang. 20 Minuten vor der Ankunft in Hannover kämpfte ich mich dann zum Ausgang, wo das nächste Erlebnis wartete.
Aus der Box dröhnte laut ein Schlager-Song nach dem anderen, währenddessen eine Frau das Zug-Abteil zu ihrer Tanzfläche machte. Ihre eigenen Fans hatte sie auch. „Richtig so, du dreckiges Luder“, feuerte sie ein Mann an. Er und sein Freund fanden meine plötzliche Erscheinung offenbar interessant, denn ich wurde gleich in ein Gespräch verwickelt. Bis zum Halt in Hannover wurde ich mit Informationen über deren Leben überhäuft – auch als ich ein deutliches Signal setzen wollte und meine Kopfhöhrer aufsetzte.
Einer meiner Gesprächspartner war wohl ganz besorgt um mich, denn er bat seine Freunde darum, dafür zu sorgen, dass ich heil in Braunschweig ankomme. Da wurde er dann auch mal etwas lauter. „Ihr müsst wirklich auf sie achten, versprecht ihr mir das?“, sagte er laut. Alle Augen waren auf uns gerichtet und ich war froh als wir endlich in Hannover ankamen.
Kinderspaß und fliegender Multivitaminsaft
Im nächsten Zug nach Braunschweig erwartete mich dann ein deutlich leereres Abteil – mit sauberen Fenstern. Die Erleichterung, die ich verspürte, verflog dann aber schnell. Neben mich setzte sich ein Ehepaar mit ihren Kindern, die sichtlich gelangweilt waren. Nachdem sie alle Möglichkeiten zur Bespaßung ausgelotet hatten, wollte die Schwester ihren Bruder mit ihrer Quetschtüte abspritzen. Der Inhalt, Multivitaminsaft, landete aber nicht auf ihm, sondern auf mir. Die Eltern schien das alles nicht zu stören, sie waren am Handy.
Die Fahrt ging nur 45 Minuten, aber meine Nerven lagen blank. Als der Zug zum Stehen kam, konnte ich es kaum abwarten endlich den Weg nach Hause anzutreten. Das war aber schwieriger als gedacht. Ein Pulk von feiernden Menschen drängte sich in den Zug aus dem ich gerade aussteigen wollte. Da ist mein Geduldsfaden dann gerissen. „Erstmal aussteigen lassen bitte“, verkündete ich und drängte mich nach draußen in die Karnevals-Menge.
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Laute Musik, verkleidete Menschen und Alkohol begleiteten mich dann bis nach Hause. Meine erste Schoduvel-Erfahrung als gebürtiges Nordlicht. Unerwartet, aber interessant. Um das Erlebnis abzurunden, werde ich nächstes Jahr selbst feiern und dann von der anderen Seite berichten.