Christian Draheim ist blind. Der 43-jährige Braunschweiger sieht auf dem linken Auge gar nichts mehr, auf dem rechten nur noch sehr wenig.
Trotzdem gibt der Braunschweiger seinen Traum nicht auf – und steht als Schauspieler auf der Waldbühne Otternhagen in der Region Hannover. Welche Herausforderungen er dabei meistert, erzählt er im News38-Gespräch.
Braunschweiger träumt schon in der Schule von der Bühne
Christian arbeitet eigentlich in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, nebenbei steht er auf der Bühne und schauspielert. „Schon zu Schulzeiten war das für mich ein großer Traum“, erzählt der 43-Jährige im Gespräch. Er wechselte vom Schulzentrum Heidberg von der Realschule aufs Gymnasium, wollte dort innerhalb der Musical-AG seiner Schauspielerei nachgehen.
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„Ich hatte dann aber doch Sorge, dass ich Abitur und Theaterspielen nicht unter einen Hut bekomme“, offenbart Christian weiter. Also sagte er einem Rollenangebot in der „Westside-Story“ ab.
Die Zeit danach gestaltete sich für den Braunschweiger schwieriger als gedacht. „Wir leben in einem Land, in dem die Menschen eher skeptisch sind“, so Christian Draheim. Viele fragten, wie Schauspielerei und Seh-Behinderung zusammengehen sollten. „Da fehlte mir dann nicht nur die Gelegenheit, sondern auch das Selbstvertrauen.“
Braunschweiger erbt Seh-Behinderung
Christians erkrankte an Aniridie, die erblich bedingt ist: Dabei handelt es sich um eine sehr seltene, angeborene Unterentwicklung der Regenbogenhaut der Iris. Äußerlich ist die Iris dabei kaum zu sehen. „Weil meine schwangere Oma damals geröntgt wurde, bekam meine Mutter die Seh-Behinderung“, erklärt Christian. Seine Augen verloren im Laufe seines Lebens immer weiter an Sehkraft. Als der Braunschweiger mitten im Lehramtsstudium steckte, war die Behinderung dann so weit fortgeschritten, dass er das Studium erst einmal abbrechen musste.
Doch seinen Schauspiel-Traum gab er nie so richtig auf. Als er 2019 bei der Region Hannover arbeitete, brachte ihn eine Kollegin mit zur Waldbühne. Das erste Mal stand Christian mit dem „Die eingebildete Kranke“ von Molière auf der Bühne. „Ich habe mich total wohlgefühlt“, so der 43-Jährige.
Wegen Corona musste er dann 2021 das Theaterspielen zwangsweise pausieren. 2022 nahm er sich dann vor: „Ich muss unbedingt wieder auf die Bühne.“ Seine zweite Rolle bekam er dann mit „Das Sams“.
Christian lernt Texte über Ton-Spuren
Doch wie funktioniert das Schauspielern, ohne richtig gucken zu können? Texte lernt der 43-Jährige über Ton-Spuren. „Das fällt mir nicht immer leicht“, gesteht Christian. Früher als seine Schauspiel-Kollegen fange er an seinen Text zu lernen. Manchmal, wenn zu Anfang mit dem Text-Buch geprobt wird, versucht es der Braunschweiger mit einem Kopfhörer im Ohr.
„Auf der Bühne muss dann auch alles seinen genauen Platz haben“, erklärt der Braunschweiger. Außerdem müsse er darauf achten, dass er immer vorne zum Publikum spreche. „Das ist nicht immer ganz einfach.“
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Jetzt steht Christian Draheim erneut auf der Waldbühne – und spielt seine bislang größte Rolle in „Der kleine Vampir“. „Ich bin der Vater von Anton“, erzählt er stolz. In dem Familienstück geht es um den kleinen Anton Bodensack, der ein riesiger Vampir-Fan ist. Seinen Eltern gefällt das allerdings überhaupt nicht.
Mathe lernen statt Dracula lesen, das wünschen sich die beiden. Doch eines Tages entdeckt Anton den kleinen Vampir Rüdiger von Schlotterstein unter seinem Bett. Ein Stück über Freundschaft, Vampire und das wahre Leben. Premiere ist auf der Waldbühne Otternhagen am 24. Juni zum 16 Uhr. Mehr Programm-Infos findest du hier.