Verdi erhebt schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Braunschweig!
Die Gewerkschaft sagt, dass das mit dem Corona-Bonus am Klinikum Braunschweig alles andere als gut gelaufen ist. Das Klinikum Braunschweig selbst rechtfertigt sich – und bittet fast um Entschuldigung.
Braunschweiger Pfleger wollen Bares sehen
Eigentlich wollte die Berliner Ampel alle Pflegekräfte mit einer Prämie für das belohnen, was sie während der Corona-Pandemie alles geleistet haben. Bares statt Balkonklatscher. Jetzt aber behauptet Verdi, dass Hunderte Beschäftigte des Städtischen Braunschweiger Klinikums (SKBS) den ihnen eigentlich zustehenden Corona-Bonus nicht bekommen haben. „Dem Anschein nach“ habe das Klinikum schon bei der Beantragung der nötigen Mittel für die Prämie eine beträchtliche Anzahl an Mitarbeitenden nicht bedacht, so die Gewerkschaft. Am Mittwoch (15. Februar) haben demnach mehr als 100 Verdi-Mitglieder „Geltendmachung bei der Personalabteilung“ eingereicht. Sprich: Sie wollen ihre Prämie haben! Um konkrete Summen geht es hier nicht. Eher um das Prinzip.
Laut Gewerkschaftssekretär Bruno Gerkens erreichen Verdi seit Wochen Anfragen von Kollegen aus dem Klinikum Braunschweig, die sich rechtlich beraten und das Klinikum auf Schadenersatz verklagen wollen. Allem Anschein nach hat das SKBS zu wenig Mittel für alle Berechtigten beantragt.“ Hinzu komme, dass auch einige Kollegen, die Vollzeit in Intensivbereichen arbeiten, keine Prämie bekommen haben, obwohl ihr ganzes Team bedacht worden sei.
Laut Verdi müssten all diejenigen Pflegefachkräfte den Corona-Bonus bekommen, die im Jahr 2021 mindestens 185 Tage im Klinikum beschäftigt waren. Der Vorwurf: „Die Klinikleitung interpretiere das Gesetz dahingehend, dass die Fachkräfte 185 Tage tatsächlich am Bett gearbeitet haben müssen. Das würde Teilzeitkräfte strukturell benachteiligen. Ein Großteil der Pflegekräfte im Klinik Bereich arbeitet Teilzeit. Der Corona-Bonus, der eigentlich als Anerkennung der Leistung der Beschäftigten gedacht waren sorgt damit für enormen Unmut im Haus.“ Das gehe so weit, dass Kollegen sogar kündigen wollten.
Verdi liefert auch zwei Stimmen mit. Eine davon gehört Kinderkrankenschwester und Pflegefachleiterin Anke Belle, die ihren Job seit 30 Jahren liebt und lebt: „Meine Kolleginnen tun alles, um den Betrieb unter widrigsten Umständen aufrecht zu erhalten. Sie stehen unter enormen Druck und jetzt sollen Sie keinen Bonus erhalten, weil sie nur einige Tage weniger am Bett standen als die Vollzeit-Kollegen? Wie soll ich meine Mitarbeiter motivieren, wenn der Arbeitgeber so nachlässig mit ihnen umgeht?“
Eine andere Stimme gehört Pflegefachkraft Marion Steiner, die laut Verdi seit 2001 im Klinikum Braunschweig auf verschiedenen Intensivstationen arbeitet: „Vor allem seit dem letzten Jahr habe ich angefangen zu überlegen, meinen Beruf zu wechseln. Nun habe ich mit vielen Teilzeitkollegen und Vollzeitkollegen keine Covid-Prämie erhalten. Das Chaos um den Corona-Bonus hat mich in meinem Entschluss bestärkt, dass SKBS zu verlassen.“
Die Gewerkschaft grätscht entsprechend rein: „Wir fordern die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat auf, jetzt schnell zu handeln, die Situation zu entschärfen und den Kollegen, die leer ausgegangen sind, eine Prämie auszuzahlen. In Zeiten des Personalmangels muss die Klinikleitung das Personal besonders wertschätzen, damit der Versorgungsauftrag für die Region nicht in Gefahr gerät“, sagt Verdi-Vertrauensmann Gunter Degenhardt.
Klinikum Braunschweig äußert sich
Das Klinikum Braunschweig selbst sagt zu News38, dass die Corona-Prämie tatsächlich die „besondere Erschwernis der Klinik-Beschäftigten in der direkten Versorgung von Corona-Patienten“ belohnen soll. Das wiederum bedeute „eine aktive Tätigkeit am Patientenbett, so dass eine reine Beschäftigung von 185 Tagen als nicht anspruchsbegründend anzusehen war“, wie eine Sprecherin sagte.
Demnach sei vielmehr konkret im Einzelfall durch die Dienstplanung des Jahres 2021 bewertet, inwieweit Beschäftigte mindestens 185 Tage in der Patientenversorgung tätig waren. Bei der Bewertung seien „selbstverständlich ebenso Teilzeitkräfte berücksichtigt“ worden. Diese wiederum seien in der Berechtigten-Gruppe anteilig enthalten und hätten eine anteilige Prämie erhalten.
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Und dann: „Die Klinikleitung kann den Eindruck einer ungerechtfertigten Behandlung aller Beschäftigten nachvollziehen, welche nicht in den Genuss einer Prämienzahlung gekommen sind. Davon betroffen sind ebenso Ärztinnen und Ärzte, Beschäftigte der Notaufnahmen und zahlreicher weiterer Klinikbereiche“, so die Sprecherin.
Das Klinikum habe „neben kommunikativen Maßnahmen“ wenig Möglichkeiten, die Unzufriedenheit zu diesem Themengebiet aktiv zu bereinigen. Die Bundesgelder seien abgerufen und nach einer Auskunft des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus „stehen aktuell weitere Bundesmittel für Beschäftigte im Gesundheitswesen nicht zur Verfügung.“ Daher werde „transparent und konsequent“ entsprechend der oben dargestellten Rechtsmeinung auf Anfragen von Beschäftigten reagiert. Am Ende werde der Rechtsweg darüber entscheiden müssen, welcher der unterschiedlichen Auslegungen des Gesetzes zu folgen ist, so das Klinikum Braunschweig.