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Schoduvel Braunschweig: Ausgerechnet SIE wollen die Party unterwandern – „Herabwürdigend und ehrverletzend“

Im Vorfeld des Schoduvels in Braunschweig sorgt eine Telegram-Nachricht für Wirbel. Einer Gruppe droht der Ausschluss, sollte sie sich wie angekündigt verkleiden.

Im Vorfeld des Schoduvels in Braunschweig sorgt eine Telegram-Nachricht für Wirbel. Einer Gruppe droht der Ausschluss, sollte sie sich wie angekündigt verkleiden.
© IMAGO / Susanne Hübner

Schoduvel

So feiert Braunschweig Karneval

Der Schoduvel Braunschweig meldet sich zurück. Am 19. Februar wollen nach der Corona-Pause endlich wieder Hunderte Karnevalisten durch die Löwenstadt ziehen.

In diesem Jahr wird der Karnevalsumzug in Braunschweig ziemlich politisch sein – aber wie immer gibt es für die Schoduvel-Wagen und -Teilnehmer ganz klare Regeln und Grenzen. Eine Gruppe sorgte vorab für etwas Wirbel…

Schoduvel Braunschweig: Knast oder Clown?

Das Fass aufgemacht hat der Braunschweiger Rechtsextremismus-Experte und Journalist David Janzen. Er teilte auf seinen sozialen Kanälen einen Screenshot aus der Telegram-Gruppe, in der die Braunschweiger Corona-Proteste und Montags-Demos organisiert wurden. Deren Teilnehmer wollen jetzt auch beim Schoduvel mitlaufen. 40 von ihnen seien wohl dabei. Die Frage ist nur: Wie?

Ehrenzugmarschall Gerhard Baller bestätigte News38 am Mittwoch (1. Februar), dass die Gruppe mit dem Namen „Friedlich & Vereint“ zu Fuß in Clowns-Kostümen und mit Politiker-Masken sowie Schildern beim Karnevalsumzug mitmachen will. Der Anmelder habe ihm gesagt, die Gruppe verstehe sich als Teil der Friedens-Bewegung. Die angemeldete Form der „närrischen Kritik“ habe er nicht als „ehrverletzend“ eingeordnet.


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In der Telegram-Gruppe liest sich das etwas anders. Konkret wolle man als Fußgruppe in Sträflingsanzügen mit Perücken und Ganzgesichtsmasken, die verschiedene Politiker zeigen, mitlaufen. „Und zwar so, dass euch persönlich die Zuschauer nicht mehr erkennen können“, heißt es da. Sollte die Gruppe tatsächlich in Knast- statt Clowns-Kleidung aufmarschieren, wäre das für Baller ein Unding. Dann würde man die Gruppe direkt vom Schoduvel ausschließen. Das hat er dem Anmelder auch ganz klar mitgeteilt.

Bei ihren Demos hatten die selbsternannten "Querdenker" Politiker, Virologen und Medienschaffende schon mit Plakaten diffamiert. So wie hier in Leipzig.
Bei ihren Demos hatten die selbsternannten „Querdenker“ Politiker, Virologen und Medienschaffende schon mit Plakaten diffamiert. So wie hier in Leipzig. (Archivbild) Foto: IMAGO / opokupix

In der News38 vorliegenden Mail heißt es, mit Sträflingskleidung sende man eine Botschaft aus, die das Komitee Braunschweiger Karneval vehement ablehnt. „Sie zeigen damit, dass die von Ihnen dargestellten Personen in einem Gefängnis unterzubringen sind. Diese Form der öffentlichen Anklage sehen wir als herabwürdigend und ehrverletzend an und werden Sie vom Schoduvel 2023 ausschließen, sofern sich die Gerüchte als wahr erweisen.“

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Mit dem Teilnahme-Antrag habe der Anmelder gleichzeitig der bundesweit geltenden Ethik-Charta im Karneval zugestimmt. Und diese gebe vor, dass das „Rügerecht“ der Narren seine Grenzen in der Verletzung der Würde der Gerügten findet. „Wir werden sehr darauf auch unmittelbar vor dem Start und auch während des Zuges darauf achten, dass die von uns im Rahmen unserer Brauchtumspflege in Anspruch genommene ‚Närrische Freiheit‘ nicht missbraucht wird“, heißt es weiter.

Ehrenzugmarschall Gerhard Baller will nicht, dass der Schoduvel Braunschweig irgendwie unterwandert wird.
Ehrenzugmarschall Gerhard Baller will nicht, dass der Schoduvel Braunschweig irgendwie unterwandert wird. (Archivbild) Foto: picture alliance / Peter Steffen/dpa | Peter Steffen

Ein Sprecher von „Friedlich & Vereint“ sagte der „Braunschweiger Zeitung“, dass die Gruppe tatsächlich geplant hatte, im Knast-Outfit zu kommen. Inzwischen nehme man aber Abstand von der Idee, werde aber dennoch Politiker-Masken tragen. In dem Kontext betont Ehrenzugmarschall Baller auch noch einmal, dass politische Botschaften zum Schoduvel dazugehören – sofern sie mit den erlaubten karnevalistischen Mitteln transportiert würden. Er kündigte gegenüber News38 an, dass der Schoduvel 2023 tatsächlich auch sehr politisch wird. Viele der rund 130 Wagen hätten politische Mottos – vom Klimawandel über die Bewahrung der Schöpfung bis hin zu Corona. Ausgeschlossen worden sei bisher noch nie eine Gruppe. „Bisher hat das in dieser Weise noch keiner versucht“, sagt Baller.