Am Flughafen Braunschweig starten und landen vergleichsweise viele Privatjets – der Hauptgrund dafür ist VW. Viele VW-Manager nutzen den Flughafen für ihre Flüge – beruflich, aber auch privat.
Und genau das ist der Grünen Jugend Braunschweig und Wolfsburg ein Dorn im Auge. Daher richten sie jetzt einen Appell an die Städte, an VW und an den Flughafen.
Flughafen Braunschweig: VW fliegt ein und aus
Sie fordern die Städte Braunschweig und Wolfsburg dazu auf, ihre jeweiligen Anteile am Verkehrsflughafen zu nutzen, um einen Stopp von Privatjet-Flügen durchzusetzen. Damit schließen sich die beiden Kreisverbände der Forderung der Grünen Jugend Niedersachsen an. Diese hatte gefordert, Privatjet-Flüge in Niedersachsen komplett zu verbieten.
“Hierbei handelt es nicht um eine Neiddebatte und hierbei handelt es sich nicht um eine Forderung für ein Flugverbot für die Arbeiterfamilie, die in den Urlaub fliegen möchte“, sagt David Christner (Sprecher der Grünen Jugend Braunschweig). Er erinnert an das schwere Unwetter vor ein paar Wochen und dessen Folgen: „Die Schäden und Kosten müssen wir heute alle tragen. Gleichzeitig steigen keine zehn Kilometer entfernt extrem Reiche in innerdeutsche Privatjet-Flüge und stoßen mit einer einzigen Rundreise mehr CO2 in die Luft aus als ein durchschnittlicher Mensch in einem halben Jahr.“
Durch den Klima-Wandel würden sich solche Extremwetter-Ereignisse häufen, sagt David. „Die Stadt Braunschweig muss jetzt alle Hebel in Gang setzen, um ihren Teil zur Erhaltung unserer Lebensgrundlage beizusteuern. Dabei darf kein Halt gemacht werden vor Maßnahmen, die extrem Reiche in Haftung und dafür die Allgemeinheit in Schutz nehmen.“
Kritik auch aus Wolfsburg
So sieht das auch sein Wolfsburger „Amtskollege“ Vito Brullo (Sprecher der Grünen Jugend Wolfsburg). Er sagt: „Wenn der Flughafen tatsächlich seiner selbst wahrgenommenen ‘ökologischen und sozialen Verantwortung’ nachkommen möchte, reicht es nicht, Blühwiesen am Rollfeld anzulegen und auf Mülltrennung zu achten.“ Vielmehr müsse am Flughafen die Nutzung eines der umweltschädlichsten Fortbewegungsmittel für einige wenige – also Privatjets – verboten werden. „In Zeiten eines eskalierenden Klimawandels und einer immer größeren sozialen Spaltung können wir uns überreiche Vielflieger nicht leisten“, so Vito.
Grüne Jugend: VW betreibt Greenwashing
Dass der Flughafen insbesondere von den Privatjets der VW-Chefs genutzt wird, zeige außerdem einmal mehr, wie wenig hinter dem Greenwashing des Konzerns steckt. „Dass VW zusätzlich für seine Flüge weder eine Kerosin-Steuer zahlen noch CO2-Rechte kaufen muss, ist ein Armutszeugnis für die deutsche Klimapolitik“, sagt Vito.
Hintergrund: Als kommerzielle Chartergesellschaft ist die Volkswagen AirService GmbH von der Kerosin-Steuer und der Notwendigkeit des Kaufs von CO2-Zertifikaten befreit (wir berichteten). Die sechs VW-Privatjets des Unternehmens sind allein im vergangenen Jahr 1.750 Mal geflogen. Volkswagen besitzt zudem die größte Privatjet-Flotte aller Dax-Unternehmen.
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Noch mehr Zahlen: Deutschlandweit gab es laut Eurocontrol von 2021 bis 2022 einen Zuwachs von Privatjet-Flügen von neun Prozent. Der Anteil am gesamten deutschen Flugverkehr betrug im vergangenen Jahr demnach zwölf Prozent.