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Braunschweig: Afrikaner stirbt nach Polizei-Einsatz – jetzt kommen viele Fragen auf

Der Tod eines Afrikaners nach einem Polizei-Einsatz in Braunschweig wirft Fragen auf. Wie hat sich alles abgespielt? Wann und woran starb der Mann aus Guinea?

Ein polizei-Einsatz in Braunschweig wirft Fragen auf...
© IMAGO / onw-images

Gewahrsam? Festnahme?

Was diese Polizei-Begriffe wirklich bedeuten

Der Tod eines Afrikaners nach einem Polizei-Einsatz in Braunschweig bleibt in der Stadt weiter ein großes Thema.

Zumal auch mehrere Tage danach einige Fragen offen bleiben. Aus dem Umfeld des verstorbenen 38-Jährigen kommen Zweifel. Und es wird Kritik laut. Im Fokus: Die Polizei Braunschweig. Die Beamten wiederum widersprechen.

Braunschweig: Mann liegt leblos in Zelle

Der Mann aus Guinea hatte am Neujahrsmorgen in der „Charlie Chaplin“-Bar in der Braunschweiger Innenstadt randaliert und für einen Polizei-Einsatz gesorgt. In Polizei-Gewahrsam sackte der Mann auf einmal leblos zusammen. Zwar konnte er zunächst wiederbelebt werden – starb dann aber auf der Intensivstation im Klinikum Braunschweig.

Sein Tod schlägt in Braunschweig und im Netz weiterhin hohe Wellen. Eine Obduktion hat ergeben, dass der 38-Jährige ohne Fremdeinwirkung starb. Der zweifache Vater soll sehr betrunken gewesen sein. Womöglich hatte er auch Drogen genommen. Ob er deswegen starb, sollen weitere Untersuchungen zeigen. Unklar ist auch, was genau im „Charlie Chaplin“ vorgefallen ist. Unter anderem geht es um die Frage, wer am Neujahrsmorgen Pfefferspray versprüht hat. Bisher hieß es offiziell von der Polizei, dass der später Verstorbene das Spray versprüht hat. Die Angehörigen glauben das nicht. Sie hätten andere Informationen, sagen sie. Die Ermittler sehen sich die Videos aus der Bar an und werten sie aus.

Der Betreiber hält sich wegen des Pfeffersprays auf News38-Anfrage zurück. Er wolle die Ermittlungen nicht beeinflussen. Nur so viel: Mit dem 38-Jährigen habe es immer wieder mal Stress gegeben. Auch die Polizei habe seinetwegen öfters vorbeikommen müssen. Am besagten Neujahrsmorgen habe er „viel Wirbel und Krawall“ gemacht. Im „Charlie Chaplin“ gebe es Überwachungskameras, um bei derartigen Vorfällen Beweise zu haben. Mehr noch: Wir möchten, dass sich die Gäste wohlfühlen und in Ruhe feiern können“, sagt der Betreiber.

Im "Charlie Chaplin" gab es eine Kneipen-Randale – ein Mann ist kurz danach verstorben. Jetzt liegt das Obduktionsergebnis vor!
Im „Charlie Chaplin“ kannte man den 38-Jährigen bereits. Aber der Fall liege jetzt bei der Polizei. Foto: News38

Tatsächlich war der Afrikaner für die Polizei kein Unbekannter. So war er in der Vergangenheit bereits wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Auch seinem Umfeld ist bewusst, dass der 38-Jährige kein Unschuldslamm war. Sein Tod allerdings werfe viele Fragen auf, heißt es im Gespräch mit News38. Daher habe man auch einen Anwalt eingeschaltet.

Der Hauptvorwurf: Die Polizei Braunschweig hätte den Afrikaner ins Krankenhaus bringen müssen, anstatt ihn zum Ausnüchtern in eine Gewahrsamzelle zu stecken. Und: Die Polizisten hätten ihn in der Zelle nicht allein lassen dürfen. Anders als die Beamten es darstellen, sei der 38-Jährige bereits in der Zelle verstorben – und nicht erst später im Klinikum.

Dem widersprechen Polizei und die zuständige Staatsanwaltschaft Braunschweig vehement: Der 38-Jährige habe Gewahrsams-Angestellte attackiert und daher – noch bevor der Polizei-Arzt bei ihm Blut abnehmen konnte – gefesselt werden müssen. „Dann war er kurze Zeit allein. Als der Polizei-Arzt eintraf, war der Beschuldigte nicht mehr bei Bewusstsein. Verstorben ist der Mann aber erst im Klinikum Braunschweig“, sagt Staatsanwaltschaft Christian Wolters News38-Anfrage.

Gleichzeitig können die Ermittler aber derzeit kein Fremdverschulden ausschließen. Das heißt, der Mann ist nachweislich zwar nicht an äußerer Gewalt-Einwirkung gestorben – also nicht an Schlägen, Stichen, Erwürgen oder ähnlichem. Aber: „Das sagt nichts darüber aus, ob gegebenenfalls ein Dritter für den Tod verantwortlich war, denn theoretisch könnte auch ein ärztlicher Behandlungsfehler, eine unterlassene Hilfeleistung oder ähnliches zum Tod geführt haben. Dann läge trotz fehlender Gewalteinwirkung ein Fremdverschulden vor“, erklärt Wolters.

Braunschweig: Polizei weist Vorwurf zurück

Das Umfeld des Afrikaners glaubt das nicht. Und geht sogar noch weiter. Die Angehörigen werfen der Polizei Braunschweig in Teilen Rassismus vor. Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe würden von den Beamten auch unterschiedlich behandelt. Kurz vor Weihnachten zum Beispiel habe ein Polizist den 38-Jährigen grundlos mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Vorwurf lässt sich nicht überprüfen. Die Polizei aber stellt für sich klar: „Wir weisen den pauschalen Vorwurf, die Polizei Braunschweig sei rassistisch, deutlich zurück.“


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Unterdessen ist ein Foto des auf der Intensivstation liegenden Mannes im Netz aufgetaucht. Für das Umfeld des Verstorbenen ist das kaum zu ertragen. Man tue alles, um das Bild aus den sozialen Medien entfernen zu lassen. Die Trauer um den zweifachen Vater ist groß – auch bei seinen Eltern in Guinea. Dorthin soll der Leichnam des 38-Jährigen jetzt gebracht werden, damit er in seiner Heimat bestattet werden kann.