Der Streit zwischen VW und dem Berliner Autohändler Gregory Brudny spitzt sich weiter zu. Er will in Deutschland unbedingt den ID.6 aus China verkaufen. Dafür mietete er eine Verkaufsfläche eines Brandenburger Autohauses an. Doch Volkswagen wehrte sich, ging auch vor Gericht.
Mit einer einstweiligen Verfügung hat VW vorerst die Herausgabe und den Verkauf des Elektro-SUVs gestoppt – die Berufung des Händlers schmetterte das OLG Hamburg im Juni ab. Jetzt gibt es eine fette Rechnung – blechen soll allerdings das Autohaus in Brandenburg. Die Händlerin bangt um ihre Existenz, versteht die Welt nicht mehr.
VW: „Man möchte einem kleinen Händler die Existenz nehmen“
„Man möchte einen kleinen Händler, der hier seit über 30 Jahren am Standort ist, die Existenz nehmen“, sagt Cornelia Krell dem MDR. Sie führt das Autohaus Treskow in Brandenburg. Volkswagen verlange von ihr jetzt eine Zahlung in Höhe von fast 180.000 Euro.
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Der Grund: 22 ID.6 aus China, die auf dem Gelände des Autohauses standen. Den Platz soll der Berliner Autohändler Gregory Brudny gemietet haben. Ihm sollen die Wagen gehören. Volkswagen bekam von dem geplanten Verkauf Wind, ließ die 22 Autos beschlagnahmen. Diese sollen jetzt verschrottet werden, stehen seither in einer Lagerhalle. Die Wolfsburger sehen das Markenrecht verletzt, denn die XXL-SUVs seien ausschließlich für den chinesischen Markt gebaut worden. Sprich: Auf deutschen Straßen dürfen die Exporte aus China gar nicht fahren.
Cornelia Krell versteht die Welt nicht mehr. Warum wird ausgerechnet sie zur Kasse gebeten? Sie sei ja niemals Eigentümerin der Autos gewesen, sagt sie dem MDR: „Es geht nicht nur darum, dass ich die Standgebühren zahlen soll, sondern auch die Unterhaltungsgebühren, die dort anfallen, wo die Fahrzeuge stehen.“ Dazu kämen noch Abschleppgebühren und Ermittlerkosten, weil Volkswagen eine Detektei eingeschaltet haben soll, um die China-SUVs zu finden.
Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen VW
Ein Insider, der unerkannt bleiben will, erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegenüber dem VW-Konzern. Ein chinesischer Joint-Venture Partner würde in einem Prospekt ganz offen mit dem internationalen Handel werben, sagt der Insider dem MDR. Obwohl VW einen Export von exklusiv für den chinesischen Markt produzierten Autos offiziell verneint.
„Volkswagen hält den chinesischen Partner dazu an, diese Autos auch zu exportieren, selbstverständlich“, sagt der Insider. Außerdem behauptet er: Seit Jahren schon würden in China gebaute Volkswagen auch nach Europa exportiert. Hunderte – und das betreffe auch die VW-Töchter, wie Audi & Co. Die China-Wagen erkennt man an der Identifikationsnummer, die in so einem Fall ein „L“ beinhalte.
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„Dass das Volkswagen vielleicht nicht schmecken mag, das ist ja in Ordnung. Aber der deutsche Teil von Volkswagen in China, dem schmeckt das sehr wohl und dem schmeckt das richtig gut“, behauptet der Insider.
Interne Dokumente, die dem MDR zugespielt wurden, geben außerdem Einblick in einem Vertrag zwischen VW und dem Joint Venture Partner FAW in China. Sie zeigen, dass es in Artikel 12 auch eine Regelung zu dem Export der Autos gibt. Der Wortlaut:
„FAW-VW hat das Recht, das vertragsgegenständliche Fahrzeug in die internationalen Märkte, insbesondere in den asiatisch-pazifischen Raum […] zu exportieren, vorbehaltlich der vorherigen schriftlichen Zustimmung von Volkswagen, die nicht unbegründet verweigert werden darf.“
MDR Umschau, Youtube
Und in diesem Kontext soll VW in China immer mal wieder ein Auge zudrücken, wie der Insider verrät. Ein „deutscher Part“, wie er es nennt, gebe öfters das Okay für den Export, wolle aber von der Angelegenheit im Grunde nichts wissen. Auch hier fährt Volkswagen offiziell eine andere Strategie: In China produzierte Autos würden den Standards der europäischen Modelle nicht entsprechen. Die Wolfsburger sagen, dass es bereits Exporte gebe, allerdings eben nur im asiatisch-pazifischen Raum, so der MDR.
„Es würde die Schließung bedeuten“
Der Berliner Händler, dem die Autos eigentlich gehörten, legte beim OLG Hamburg Widerspruch gegen die Beschlagnahme ein. Doch das Gericht schmetterte die Berufung ab, sah eine Eilbedürftigkeit gegeben. Die Autos aus China bleiben daher bis zum Hauptsacheverfahren beschlagnahmt.
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Für VW positiv, doch für Händlerin Cornelia Krell eine Katastrophe. Der Autobauer werfe ihr Mittäterschaft mit Gregory Brudny vor. Trotzdem das Hauptsacheverfahren noch bevorsteht, soll sie jetzt aber die knapp 180.000 Euro an Volkswagen zahlen. Für das Autohaus würde es das Ende bedeuten: „Es würde die Schließung des Autohauses bedeuten.“
VW mit deutlichen Worten: „Beide Parteien haften“
Das Geld habe das Autohaus nicht, auch Brudny habe die Rechnung bekommen. VW sei eines wichtig: Irgendjemand müsse zahlen. Auf MDR-Nachfrage sagten die Wolfsburger, dass sie nicht wüssten, wem die ID.6 gehören. „Beide Parteien haften als Besitzer gesamtschuldnerisch“, heißt es weiter.
Jetzt droht den 22 Autos weiterhin die Verschrottung. Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer findet klare Worte und rät Volkswagen: „Es wäre töricht und falsch für einen großen Konzern wie VW, wenn er so weiter macht wie bisher. Deutschland für Deutschland und China für China.“ Mit der Strategie bringe VW sein Zukunftspotenzial in Gefahr.