Erst kamen die Lieferprobleme, dann der immer härtere Konkurrenzdruck aus China und schließlich noch Produktionsausfälle wegen eines Hochwassers. Um die Kernmarke von VW war es schon einmal deutlich besser bestellt. Jetzt zeigen die neuen Quartalszahlen – zumindest aus Sicht der Investoren – es muss sich dringend was tun, um das Konzern-Schiff aus dem unruhigen Fahrwasser herauszubekommen.
Derweil lässt das geplante Effizienzprogramm weiter auf sich warten und schwebt wie eine dunkle Wolke über der Gemütslage der VW-Mitarbeiter. Bisher traute sich noch keiner über Entlassungen zu sprechen, aber aus vielen Ecken beginnt es langsam zu rumoren. Die „Frankfurter Allgemeine“ (FAZ) titulierte es am Donnerstag (26. Oktober) am deutlichsten: „Stellenabbau ist für Volkswagen kein Tabu mehr“, schreibt die Zeitung zu den jüngst veröffentlichten Zahlen. Droht jetzt ein neuer Knall in Wolfsburg?
VW spuckt bedrückende Zahlen aus
Finanzchef Arno Antlitz nahm nach der Vorstellung der Quartalszahlen kein Blatt vor den Mund. „Betrachtet man allein die operative Marge im dritten Quartal, dann sollte uns das ein Warnsignal sein“, sagte er in einem Video-Interview. „6,2 Prozent Umsatzrendite sind zu wenig, um entschlossen in die Zukunft investieren zu können.“ Für die Kernmarke Volkswagen gelte das umso mehr – dort lag die Umsatzrendite nur bei 3,8 Prozent. „Deshalb müssen wir die Situation jetzt rasch verbessern.“
Auch spannend: VW-Tochter mit klarer Ansage an Mitarbeiter – eine Sache soll sich grundlegend ändern
„Wie erwartet ist der Wettbewerb härter geworden, die Stimmung am Markt verschlechtert sich. Inflation und Zinsen erschweren die Lage zusätzlich“, sagte Antlitz. Es ist eine etwas paradoxe Situation für VW. Monatelang hofften alle auf ein Ende des Chipmangels. Jetzt – nachdem alle Hersteller wieder mehr Autos bauen können – drückt aber genau dieser auf die Preise. Auch deswegen macht Antlitz beim geplanten Effizienzprogramm Druck. Man müsse die Pläne nun zügig „finalisieren und rasch die ersten Maßnahmen umsetzen“, mahnte er.
Müssen sich VW-Mitarbeiter Sorgen machen?
Bereits im Sommer hatte Markenchef Thomas Schäfer das Programm angekündigt. Der Plan: Die Kosten sollen um zehn Milliarden Euro gesenkt, die Rendite auf 6,5 Prozent angehoben werden. Allerdings lässt die Umsetzung weiter auf sich warten. An sich sollte das Paket schon Ende Oktober stehen und im November verabschiedet werden. Das war wohl zu ambitioniert, wie sich jetzt herausstellt. Jetzt peilt VW an, das Sparpaket bis Ende des Jahres umsetzen zu können. „Da geht Qualität vor Geschwindigkeit“, sagt Antlitz.
Gerade angesichts der neuen Quartalszahlen drängt sich aber die Frage auf: Dauert das alles nicht zu lange? Und: Sind die geplante Eingriffe überhaupt genug, um die ambitionierten Ziele zu erreichen? Aus Managerkreisen ist derzeit zu hören, dass es noch „Eruptionen“ bei VW geben könnte, berichtet die F.A.Z. Heißt also: Ein möglicher Personalabbau steht im Raum. Demnach sollen Teile der Konzernführung gewarnt haben, dass mehr als 20.000 Stellen sozialverträglich abgebaut werden müssten, um weiter wettbewerbsfähig zu sein – und das quer über die Unternehmensteile.
Mehr News:
Klar, dass der Betriebsrat bei solchen Zahlen nicht mitgeht. Solche Größenordnungen seien mit den Arbeitnehmervertretern nicht zu machen, zitiert die FAZ aus dem Umfeld des Betriebsrats. Sie seien auch in keiner Weise Gegenstand der Verhandlungen.
Wie genau die Effizienzziele umgesetzt werden, wird sich erst zeigen, wenn das Paket endgültig vorgestellt wird. Das wird das Bauchweh für die Mitarbeiter sicherlich nicht mindern. Klar ist nämlich auch: Alle hoffen jetzt auf einen hoffentlich produktiven Jahresendspurt im vierten Quartal. (mit dpa)