Die Automobilbranche steht vor vielen Herausforderungen, das weiß auch Top-Managerin Hildegard Wortmann. Sie ist im Vorstand der VW-Tochter Audi – und für ihre klaren Worte bekannt.
Wenn es um die Zukunft der Konzern-Tochter geht, nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Weder bei der Händlertagung noch im Podcast der „Wirtschaftswoche“. Ihre Prognose: 50/50.
VW: Top-Managerin spricht Klartext
Corona-Krise, Krieg in der Ukraine, Klimawandel – auch an der Autoindustrie gehen die dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre nicht spurlos vorbei. Lieferengpässe, abgesagte Schichten und Kurzarbeit gehören schon seit Monaten zum Arbeitsalltag. Und das, obwohl die Auftragsbücher voll sind, wie Wortmann im Podcast sagt.
„Wir haben eine verrückte Situation“, sagt sie im Gespräch mit Wirtschaftswoche-Chefredakteur Beat Balzli. Auf der einen Seite seien die Bücher prall gefüllt. Aktuell habe Audi fast zwei Millionen Aufträge. Das seien 50 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum im vergangenen Jahr. Auf der anderen Seite sehe der Konzern dunkle Wolken aufziehen. In den vergangenen Wochen habe es durchaus einen Rückgang beim Auftragseingang gegeben. Wortmann spricht von einem Rückfall von 40 bis 50 Prozent, was sie allerdings noch nicht als „dramatisch“ ansehe.
Wie steht es um die Zukunft von VW-Tochter Audi?
Allerdings gebe es noch andere Baustellen. Stichworte: Klimawandel, E-Mobilität, Software-Entwicklung. Schon im Jahr 2020 war sich Wortmann über diese Herausforderungen bewusst und sorgte seinerzeit bei einer Händlerkonferenz für Aufsehen. Dort zeigte sie bei ihrer Präsentation einen Chart mit einem Box-Beispiel. Ihre Aussage: „Wer das Geschäftsmodell nicht umkrempelt, geht k.o.“
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„Es gibt eine 50/50 Chance, dass es uns, den Konzern, also Audi, in zehn Jahren noch gibt“, sagte sie damals – und steht auch heute noch zu ihrer Aussage. „Natürlich wollte ich damit provozieren“, erklärt sie im Podcast. „Aber ich glaube, wenn Sie vor einer fundamentalen Veränderung in der Industrie stehen, wenn Sie vor so einer fundamentalen Veränderungsnotwendigkeit stehen, dann müssen Sie einmal auch hart aufzeigen, wo stehen wir denn wirklich“, macht die Vorständin deutlich.
Ihr Credo: Auch ein so etablierter Konzern wie die VW-Tochter Audi müsse sich viel schneller verändern als gedacht. „Sonst sind wir einfach weg vom Fenster“, sagt Wortmann klipp und klar.