Wolfsburg/Mainz.
VWsteht mal wieder in der Schusslinie – und abermals geht es um Abgasbetrug.
Nach Recherchen von „Report Mainz“ soll VW auch bei anderen Motoren betrogen haben.
Es geht um millionenfach verbaute Motoren des Typs EA 288 – das ist der angeblich saubere Nachfolgemotor des „Skandal-Diesels“ EA 189 von VW.
VW: „Report Mainz“ deckt Thermofenster auf
Hierbei sei es zu auffälligen Messwerten durch das sogenannte Thermofenster gekommen, heißt es in dem Bericht des ARD-Magazins. Ein Thermofenster bewirkt, dass die Abgasreinigung der Fahrzeuge bei bestimmten Temperaturen reduziert wird. VW hält das für legal. Die Einrichtung diene dem „Motorschutz“.
Das Rechercheteam hat Katalysator-Entwickler und Ingenieur Martin Pley dabei begleitet, wie er beim Golf 7 mit EA-288-Motor (Schadstoffklasse Euro 5) Abgas-Tests durchführte. Nicht unwichtig zu wissen: Pley bietet Nachrüstsysteme für Diesel an.
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Seine Abgasmessungen auf Testfahrten lieferten dem Bericht zufolge neue Belege, dass bei dem VW Golf auf der Straße ein Vielfaches der Stickoxid-Emissionen entsteht, die eigentlich auf dem Prüfstand ermittelt worden sind.
EA 288: Abgasreinigung abhängig von Temperatur
Im Ergebnis lagen die Emissionen deutlich über den bei einem Prüfstandstest erlaubten Werten. Das Wichtigste für die Prüfer ist aber die Erkenntnis, dass die sogenannte Abgasreinigung abhängig von der Außentemperatur ist.
„Wir konnten zeigen, dass wir eine temperaturabhängige Regelung der Abgasreinigung haben, was einem ‚Thermofenster‘ entspricht“, sagte Martin Pley im Interview mit „Report Mainz“. „Und wir haben NOx-Emissionen (Stickoxide), die deutlich über dem gültigen Grenzwert liegen.“
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VW bestritt auf Anfrage des ARD-Politikmagazins die Ergebnisse der Abgastests, da man „die Natur dieser Messungen nicht kenne und daher nicht kommentieren könne.“ Allerdings decken sich die Messwerte beim Golf 7 mit den Emissions-Werten, die VW in internen Dokumenten selbst vorgibt.
Diess: „Der Motor hat keine Abschalteinrichtung“
Aber: Dass der Wolfsburger Autobauer die Abschalteinrichtung zugibt, verwundert. Denn: VW-Chef Herbert Diess hatte in der ZDF-Talkshow Maybrit Illner frühere Berichte des SWR über das System im EA 288 bestritten: „Der Motor hat keine Abschalteinrichtung“, sagte Diess im September 2019.
Wie VW jetzt – mehr als ein Jahr später – gegenüber „Report Mainz“ erklärte, bezog sich diese Aussage nur auf Fahrzeuge mit dem Motor EA 288 mit der Abgasnorm Euro 6 „d-Temp“. Über diese Fahrzeuge hatte der SWR jedoch nie berichtet – sondern über Fahrzeuge mit Euro 5 und Euro 6, von denen deutlich mehr auf deutschen Straßen unterwegs sind.
Anwälte: Sittenwidrige Schädigung der Verbraucher
Verbraucher-Anwälte, die bei den aktuellen Abgastests mit anwesend waren, sehen den VW-Motor EA 288 kritisch.
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„Wir sagen, das ist eine vorsätzliche, sittenwidrige Schädigung, dass die Fahrzeuge während der normalen Fahrt dreckig sind und nur in einem Temperaturbereich, in dem Prüfstands-Messungen durchgeführt werden, um eine Typgenehmigung zu erreichen, sauber sind“, sagte Carolyn Diepold, die für die Kanzlei Gansel-Rechtsanwälte Verfahren gegen VW führt.
VW-Sprecher sieht klaren Interessenkonflikt
Für einen VW-Sprecher handelt es sich bei dem „Report Mainz“-Bericht um eine „unredliche“ Darstellung.
Martin Pley biete Nachrüstsysteme für Diesel an, twitterte er. „Diesen klaren Interessenkonflikt erwähnt der Autor in seinen Berichten mit keinem Wort. Warum nicht?“ >> HIER kannst du dir den Bericht ansehen! (ck)