Zwei Menschen sterben bei einem furchtbaren Unfall im Kreis Peine. Das allein ist schon aufwühlend genug, sollte man meinen. Doch zu all den furchtbaren Bildern gesellte sich kurz darauf die Nachricht, dass Gaffer ihrer Sensationslust am Unfallort nachgaben.
Eine Expertin ordnet nun das Verhalten der Schaulustigen in Peine noch einmal ein und erklärt, woher diese Sensationslust kommen könnte.
Peine: Expertin spricht Klartext
Der schreckliche Unfall ereignet sich am Sonntag, den 14. April. Drei Männer sitzen in einem Auto und sind auf der B65 zwischen Schmedenstedt und Sierße unterwegs. Es kommt zum Unfall. Zwei der Insassen sterben, ein Mann überlebt schwer verletzt. Am Rande des Geschehens beobachtet die Polizei Gaffer, die mit Ferngläsern die Bergungsarbeiten beobachten.
In einem Bericht der Braunschweiger Zeitung erklärt Kriminalpsychologin und Dozentin Ursula Gasch, woher dieses Verhalten kommt und warum es zur Sucht werden kann. „Es ist normal, dass eine ungewöhnliche Situation eine Orientierungsreaktion auslöst und wir hinschauen“, so die Expertin. Doch Gaffen sei etwas anderes: „Hier will sich eine Person nicht von ihrer Beobachtung lösen. Dies geht inzwischen öfter in ein aktives, aggressives Durchsetzen eines offenbar gefühlten Anspruchs des Gaffenden über – ohne Rücksicht auf andere.“ Gaffer würden durch ihr Verhalten einen Kick verspüren, der aber genauso gut auch durch einen Horrorfilm ausgelöst werden könne.
Tödlicher Unfall in Peine wird zum „Happening“
Der Standpunkt der Expertin ist ganz klar: „Wenn ein Unfall abgesichert ist und die Einsatzkräfte vor Ort sind, gibt es keinen Grund anzuhalten und auszusteigen. Gleiches gilt für Menschen, die sich ein Fernglas holen und über längere Zeit von ihrem Grundstück aus mit Kind und Kegel verfolgen, was da so passiert. Das zu einer Art Happening zu machen und dabei Kinder zu gefährden, halte ich für problematisch. So etwas zu sehen, kann bei ihnen nachhaltige psychische Schäden hinterlassen.“
Die Polizei hatte von Familien berichtet, die mit samt ihren Kindern an die Unfallstelle gefahren seien, offenbar um das Geschehen besser beobachten zu können – mit einem Fernglas, welches an die Kinder weitergereicht worden war. Diese Hilfsmittel seien laut der Expertin ein eindeutiger Eingriff in die Privatsphäre der Opfer. „Und mal ganz ehrlich, wie würde es den Gaffern gehen, wenn sie da selbst schwer verletzt liegen?“
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Wo dieses Verhalten ihren Ursprung hat und was das Gaffen mit den Opfern machen kann, liest du im Artikel der Braunschweiger Zeitung.