Hildesheim/Sarstedt.
Weil sie ihren siebenjährigen Sohn während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 schwer misshandelt haben soll, muss sich eine Mutter vor dem Landgericht Hildesheim verantworten.
Der Frau aus Sarstedt im Kreis Hildesheim wird vorgeworfen, dem Kind nicht genügend zu essen gegeben, es eingesperrt und potenziell lebensgefährlich verletzt zu haben.
Hildesheim: Mutter muss sich vor Gericht verantworten
Laut Staatsanwaltschaft Hildesheim soll Überforderung und Ärger während der pandemiebedingten Schulschließung der Auslöser gewesen sein. Der 60-Jährigen aus Sarstedt wird schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt.
+++ Wolfenbüttel: Horror-Unfall! Motorradfahrerin erfasst Jogger +++
Nach Angaben eines Gerichtssprechers stellte sich bei den Ermittlungen heraus, dass die Frau bereits zwischen 2004 und 2007 in drei Fällen ihren damals 12- bis 15-jährigen älteren Sohn verletzt und hungern gelassen haben soll. Auch diese Fälle sind mit angeklagt.
Als der Siebenjährige am ersten Tag nach dem Lockdown im Juni 2020 in der Schule krankgemeldet wurde, wurde das Jugendamt eingeschaltet. Die Mutter ließ die Behördenmitarbeiterin aber nicht in ihre Wohnung. Laut Anklage sollen daraufhin alarmierte Polizeibeamte das abgemagerte Kind in einem Schrank entdeckt haben.
+++ Goslar: Fall Karsten M. wird immer unheimlicher! Liegt seine Leiche an einer Fake-Baustelle? +++
Hildesheim: Junge sichtlich vernachlässigt
Der Junge wog demnach nur noch 13,8 Kilogramm. Vor der Schulschließung im März soll er bereits auffällig klein und dünn gewesen sein und Mitschüler um Essen gebeten haben. Die Angeklagte soll ihren Sohn außerdem zu Hause durch Schläge mit einer Thermoskanne am Kopf verletzt haben.
Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage angesetzt. Beim Prozessstart am Montag sollen bereits Zeugen gehört werden. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 21. Juni gesprochen werden.
——————–
Weitere Nachrichten aus Niedersachsen:
——————–
Im Jahr 2020 ist die Zahl der Gewaltdelikte gegen Kinder gestiegen. Wie das Bundeskriminalamt Ende Mai mitteilte, wurden sowohl mehr Fälle von Misshandlung Schutzbefohlener als auch mehr Fälle von sexualisierter Gewalt registriert.
Experten gehen davon aus, dass der Anstieg auch mit der Pandemie zusammenhängt: Normalerweise werden Verdachtsfälle oft von Kitas oder Schulen gemeldet. Diese hatten wegen Corona monatelang geschlossen. (neb mit dpa)