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Mann verteilt tote Tiere im Harz – aus einem wichtigen Grund

Ein Mann legt im Harz Tierkadaver aus – über drei Jahre lang. Was merkwürdig klingen mag, dient einem wichtigen Forschungsprojekt.

© imago images/Ex-Press

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Viele Wanderer machen sich auf den Weg in den Harz, um dort abzuschalten, den Alltag hinter sich zu lassen. Doch ein Anblick im Harz sorgt wohl eher für Unbehagen, als für Entspannung: Immer wieder tauchen im Nationalpark tote Wildtiere auf – absichtlich ausgelegt.

Was auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen mag, hat einen ernsten Hintergrund. Denn die Forschungs-Aktion dient dem bundesweiten „Aasprojekt“, das sich mit der Bedeutung von Aas für das Ökosystem beschäftigt.

Wichtiges Forschungsprojekt im Harz

Seit nun mehr als drei Jahren macht sich Nationalpark-Wissenschaftler Andreas Marten regelmäßig auf den Weg in den Harz, um tote Tiere auszulegen. Aus gutem Grund. „Wir beteiligen uns als Nationalpark an einem bundesweiten Forschungsprojekt (..) wo wir schauen wollen, welche Bedeutung große Wildtierkadaver für die Ökosysteme und für die Biodiversität haben“, erklärt der Wissenschaftler in einem Facebook-Video des Nationalpark Harz. Bis Ende Oktober dieses Jahres wurden bereits 43 Kadaver im Harz verteilt. Meist Rehe, aber auch Rothirsche und Wildschweine. Überwiegend Tiere, die im Verkehr umgekommen sind.

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Jede Auslegestelle wird mit Wildkameras überwacht, um zu dokumentieren, welche Tiere sich an den Kadavern zeigen und wie sich der Zersetzungsprozess entwickelt. So sind bislang mehr als eine viertel Million Fotos und rund 12.000 Videoaufnahmen entstanden. Damit größere Aasfresser wie Luchs, Fuchs oder Wolf die Kadaver nicht fortschleppen, werden die Tiere an einem Pflock befestigt. „Wir wollen es ja möglichst lange beobachten“, sagt Marten. „Im Sommer kommen dann auch noch Insektenfallen dazu und auch Abstriche für Bakterien und Pilze, die in den warmen Jahreszeiten eine wichtige Bedeutung bei der Zersetzung haben.“

Wichtiger Bestandteil des Ökosystems

Die bisherigen Ergebnisse zeigen deutlich: Tote Tiere sind für das Ökosystem Harz äußerst wichtig. Sie liefern Nährstoffe, dienen als Nahrung für viele Tier- und Insektenarten und tragen so zum natürlichen Kreislauf bei. Aus den wertvollen Informationen können sich dann auch wiederum Handlungsempfehlungen ableiten lassen, „wie man zum Beispiel in Zukunft mit toten Tieren umgeht, die im Straßenverkehr umkommen. Ob man die in die Ökosysteme zurücklegt oder ob man sie in die Tierkörperbeseitigungsablage bringt“, erklärt der Wissenschaftler weiter.

Marten fasst zusammen: „Von daher zeigt die Forschung auch, welche indirekte Bedeutung Raubtiere im Ökosystem haben.“ Denn Luchse und Wölfe sind wichtige Lieferanten von Aas – und tragen so maßgeblich zur Artenvielfalt bei.


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Die toten Tiere dienen als Nahrung für andere Tiere, aber auch für Insekten, die dann wiederum als Nahrung für andere Tiere dienen. Die Kadaver haben also nicht nur für die direkten Aasfresser eine hohe Bedeutung – sondern für das ganze Ökosystem. (mit epd)