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Harz: Wenn dir dieses „Zorro“-Tierchen über den Weg läuft, solltest du handeln

Es ist klein, niedlich – und stark gefährdet. Das „Zorro“-Tierchen. Sollte es dir im Harz über den Weg laufen, solltest du handeln.

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© IMAGO/Martin Wagner

Das ist der Harz

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Klein, niedlich – und stark gefährdet: Das ist das „Zorro“-Tierchen. Auch Gartenschläfer oder Schlafmaus genannt. Es fühlt sich im Harz sehr wohl, wird aber trotz allem dort nicht oft gesehen.

Sollte es dir aber doch mal im Harz über den Weg laufen, dann solltest du handeln.

Harz: „Zorro“-Tierchen wird immer seltener

Wirklich bekannt ist der Gartenschläfer in Deutschland nicht – sein Artgenosse der Siebenschläfer ist vielen da schon eher ein Begriff. Ebenso wenig ist den meisten Menschen daher bekannt, dass die Schlafmaus ein Problem hat: Der Gartenschläfer gilt laut der Roten Liste in Deutschland als stark gefährdet. Umweltschützer im Harz wollen das ändern.

„In den vergangenen 30 Jahren ist das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa um 50 Prozent geschrumpft“, sagt Marc Filla vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In Deutschland – einem wichtigen Verbreitungsgebiet der Art – sei die Lage ähnlich.

Der Gartenschläfer. Foto: imago images/imagebroker

Filla arbeitet im niedersächsischen Harz am Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ mit, dass die Art unter anderem schützen und bekannter machen soll. Das Mittelgebirge ist der letzte Ort, an dem die rund 15 Zentimeter langen Schlafmäuse noch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vorkommen. Verbreitungsgebiete gibt es zudem noch unter anderem im Westen zwischen Mannheim, Frankfurt und Köln.

HIER fühlt sich das Tier am wohlsten

„Laut aktuellen Umfragen kennen etwa 1,9 Prozent der Deutschen den Gartenschläfer – trotz der Auszeichnung zum Wildtier des Jahres 2023“, sagt Filla. Typisch für das Winterschlaf haltende Tier sei sein markantes Fellmuster im Gesicht. „Das sieht fast aus wie eine Maske, weshalb der Spitzname des Tieres Zorro ist.“

Besonders wohl fühle sich der Gartenschläfer in arten- und insektenreichen Waldrändern und am Waldsaum. Darunter versteht man die äußersten Teile eines Waldes oder jene, die an Straßen angrenzen, die die Wälder queren, erklärt der ehemalige Förster Willi Grope. Er kümmert sich ehrenamtlich um den Schutz der Schlafmäuse in den Harzer Wäldern bei Goslar.

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Dazu hat Grope in seinem ehemaligen Waldrevier bereits in den 1970er Jahren Nistkästen aufgehängt. Die Gartenschläfer, die gute Kletterer sind, nisten sich dort gerne mit Moos-Nestern ein. „Für die Tiere ist das ein Tagesquartier und Rückzugsort, auch mit Jungtieren“, erklärt der ehemalige Förster. Einmal im Sommer bekommen Gartenschläfer etwa sechs Junge.

Nicht erst seit kurzem, sondern schon seit vielen Jahren gibt es zu wenig natürliche Rückzugsorte für den Gartenschläfer im Harz. Unter anderem im Zuge der Bewirtschaftung des Harzes mit Fichten seien Waldränder verschwunden, die mit Gräsern und Büschen Versteckmöglichkeiten für die Schlafmäuse bieten. Mit vielen Insekten und Beeren gebe es dort zudem gute Nahrungsquellen.

Vielerorts schon ausgestorben

Die Nistkästen sind allerdings nicht bloß Rückzugsorte für die Gartenschläfer. Sie helfen auch dabei, die Populationsgröße – und Erfolge in ihrer Entwicklung – zu beobachten. „Vor wenigen Wochen habe ich in einem Nistkasten gleich vier Gartenschläfer gefunden – das war schon außergewöhnlich“, sagt Ex-Förster Grope. Eine Ausbreitung über den Harz hinaus sei für die Art jedoch schwer, da sie einen geringen Bewegungsradius habe und sich meist in der Nähe von Gewässern aufhalte.

„In vielen Regionen ist der Gartenschläfer bereits ausgestorben“, heißt es in einer Broschüre zum Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“. Es sei aber bisher nicht ganz geklärt, warum das so ist. Zusammen mit der Universität Gießen und dem Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main werde im Rahmen des Projektes daher auch parallel dazu geforscht, unter anderem in dem Kotproben genommen werden.


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Unklar ist etwa auch, warum das Verbreitungsgebiet im Südharz abrupt aufhört. Mögliche Gründe seien neben einem Rückgang des Lebensraums auch das Insektensterben oder der Einsatz von Rattengift und Pestiziden.

Wichtiger Teil des Ökosystems

Immerhin: Bisher gebe es keine genetische Verarmung. Die Populationen sind also noch ausreichend groß, dass es nicht zu Inzucht und damit möglich Krankheiten kommt. Klar sei aber, dass der Verlust der Tiere auch ein Verlust für die Umwelt ist: „Gartenschläfer sind zwar keine herausstechende Art, aber sie sind ein wichtiger Teil des Ökosystems“, sagte Filla.

In einem weiteren Teil des 2018 gestarteten Gartenschläfer-Projektes kümmern sich die Umweltschützer darum, dem Tier neue natürliche Rückzugsräume zu schaffen. Dazu legen sie Tümpel, Waldränder oder aus Asthaufen bestehende Benjeshecken auf Waldböden an, erklärt Filla.

Die Freiwilligen-Aktionen finden mehrmals im Jahr statt, wie etwa Ende August in Wolfshagen. Seit Projektbeginn seien so unter anderem mit rund 20.000 Sträuchern neun Hektar neuer Waldrand gepflanzt worden. (dpa)