In einer Kleinstadt im Harz gibt es aktuell nur noch ein Thema.
Es gibt heftige Vorwürfe und Unterstellungen – und inzwischen sogar eine Reaktion des Bürgermeisters aus dem Harz.
Harz: Schwan „Paul“ verscheucht?
Es geht um Ilsenburg im Nordharz. Die Idylle der Kleinstadt wird derzeit durch einen online entbrannten Streit etwas getrübt. Unfreiwillig in der Hauptrolle: Ein Schwan. Ein Höckerschwan namens „Paul“, um genau zu sein. In sozialen Netzwerken waren schwere Vorwürfe gegen die Stadt Ilsenburg laut geworden. Sie habe den Schwan von „seinem Forellenteich“ vertrieben und hier stattdessen einfach ein neues Schwanenpaar hereingesetzt. Seitdem irre der halbblinde Schwan durch die Stadt, hieß es. Mehr noch: Die Stadt habe weder Respekt vor der Natur noch vor Tieren.
Auch der NABU Sachsen-Anhalt hat sich inzwischen zum Thema geäußert. Im konkreten Fall sei es wohl so gewesen, dass der alleinstehende Schwan „Paul“ den Forellenteich für eine Weile verlassen hatte, um eine neue Partnerin zu suchen. Das sei ganz normal, sagen die Experten. Schwäne seien territorial und gingen langjährige Partnerschaften ein. „Ein Schwan, der seinen Partner oder seine Partnerin verliert, kann es dementsprechend schwer haben, eine neue Ehe einzugehen“, hieß es vom NABU.
Daher suchten sie regelmäßig nach neuen Partnern und verließen dafür zeitweise ihr Territorium, manchmal siedelten sie sich auch woanders an. „Partnersuchen gehören genau wie Revierkämpfe zum natürlichen Verhalten von Schwänen und anderen Wildtieren und wurden im speziellen Fall von Schwan ‚Paul‘ bereits mehrfach beobachtet“, teilte der NABU mit.
Harzer Bürgermeister schaltet sich ein
Das bestätigte auch Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU), der nach eigener Angabe auch direkt in den Schwanen-Schutz der Stadt involviert ist. Leider seien in den vergangenen Jahren immer weniger Schwäne auf den Teichen Ilsenburgs zu sehen gewesen, hieß es in einer Stellungnahme. Demnach wurden auch totgebissene Schwäne entdeckt. „Paul“ habe eine Biss-Attacke überlebt.
Zuletzt habe es nur noch einen Schwan auf der Ilse geben – und besagten „Paul“ auf dem Forellenteich. Er sei in den vergangenen Jahren immer mal wieder unterwegs gewesen, was die Stadt weder habe beeinflussen wollen noch können. Der Schwan sei nun mal ein flugfähiges Wildtier. Zu seiner vorerst letzten Tour ist „Paul“ laut Loeffke dann vermutlich Anfang Februar aufgebrochen. „Es erfolgte keine Umsiedlung, Vertreibung oder sonstiges aktives Handeln durch Angestellte der Stadt“, sagte der Bürgermeister. Anfang März sei „Paul“ auf dem Zainthüttenteich (Zentralteich) gesichtet worden.
Harz: Stadt auf Schwanen-Suche
Weil es nur noch die oben genannten Schwäne in Ilsenburg gibt, habe sich die Stadt schon länger um Neuzugänge bemüht. Weil es aber offenkundig keine Züchter gebe und ein Einfangen sowieso nicht in Betracht komme, habe sich die Suche schwierig gestaltet, hieß es in der Stellungnahme. „In diesem Frühjahr ergab sich der glückliche Umstand, dass ein Schwanenpaar abzugeben war. Dieses war das einzig verfügbare Paar. Einzeltiere oder weitere Schwanenpaare waren nicht zu erhalten.“
Städtische Mitarbeiter hätten das Paar am 7. März abgeholt und auf dem zu dem Zeitpunkt verwaisten Forellenteich gesetzt. Mit dabei seien auch ein paar Enten gewesen, mit denen die Schwäne schon eine Tier-Gemeinschaft gebildet hätten. Inzwischen habe sich das Schwanenpaar auf dem Teich etabliert, schrieb der Bürgermeister. „Die Vorwürfe, den aus eigenem Antrieb weggeflogenen Schwan vertrieben zu haben, sind völlig haltlos. Unbesetzte Reviere werden auch in der Natur von Artgenossen neu besetzt“, sagte Loeffke.
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In dem Kontext betonte der CDU-Politiker auch, dass die Stadt Ilsenburg den dort lebenden Schwänen zuletzt im Rahmen ihrer Möglichkeiten in Notfällen immer geholfen habe. „So wurde zum Beispiel bei Schwan ‚Paul‘ ein von einem Wildtier ausgebissenes Auge sowie ein verschluckter Angelhaken auf unsere Kosten behandelt. Auch wurde vor einigen Jahren ein weibliches Tier auf den Forellenteich zu dem einzelnen Schwan gesetzt, welches dieser jedoch vertrieb“, hieß es.
Am Ende muss man also einfach hoffen, dass Höckerschwan „Paul“ aus dem Harz entweder eine neue Partnerin findet oder aber auch als einäugiger Single ein glückliches Schwanen-Leben lebt.