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Harz: Damit seine Mitarbeiter nicht frieren müssen – Chef geht außergewöhnlichen Schritt

Damit seine Mitarbeiter im Harz nicht frieren müssen, ist Chef Henry Thurisch einen außergewöhnlichen Schritt gegangen – und gab einen Kindheitstraum auf.

In seinem Kunst- und Auktionshaus in Quedlinburg (Harz) beschäftigt Henry Thurisch sieben Mitarbeiter. Einer von ihnen vertraute sich vor einiger Zeit dem Chef an. Denn angesichts der explodierenden Gas-Preise machte sich der Mann große Sorgen.

Der 37-jährige Henry Thurisch hat sich deshalb mit seiner Frau an einen Tisch gesetzt und überlegt, wie er seinen Angestellten helfen kann. Henry Thurisch aus dem Harz ist dafür einen außergewöhnlichen Schritt gegangen – für den sich wahrscheinlich nicht jeder entschieden hätte.

Harz: Chef gibt Kindheitstraum auf

„Die Autos sind jetzt verkauft. Am Dienstag haben wir das Geld ausgezahlt“, erzählt Henry Thurisch im Gespräch mit News38. Damit seine Mitarbeiter über den Winter nicht frieren müssen, hat der 37-Jährige seine beiden Rolls Royce verkauft. Ganze 24.000 Euro sind dabei zusammen gekommen. Unterm Strich bedeutet das: Auf das Konto der sieben Mitarbeiter wandern jeweils 1.000 Euro. Den Rest braucht Thurisch für die Heizkosten seines Auktionshauses in Quedlinburg. Denn das liegt in einem Fachwerkhaus: „So wie du heizt, ist es auch wieder draußen.“

Als kleiner Junge durfte der Familienvater immer bei seinen Großeltern übernachten – und ausnahmsweise lange Fernseher schauen. In Sendungen wie „Columbo“ oder „James Bond“ bestaunte seine Oma immer wieder die Luxus-Schlitten. Seitdem keimte in Henry Thurisch der Wunsch nach einem Rolls Royce auf. „Das war ein Kindheitstraum, den ich mir mal erfüllt habe“, erzählt er weiter. „Wann sieht man schon mal einen Rolls Royce auf der Straße rumfahren? Fast nie. Das hat einen Seltenheitswert.“

Bei einem Kunden war der Traum dann zum Greifen nah: Vor sechs Jahren entdeckte er in einer großen Autosammlung gleich zwei ältere Rolls Royce. „Wie es dann so ist: Wenn man schon mal davor steht und die Chance hat sowas zu kaufen, dann macht man das“, lacht Henry Thurisch.

Harz: Rolls Royce geraten in Vergessenheit

Nach dem Kauf war der war eigentlich die Autos aufzubereiten. Beide konnten noch fahren, nur einer der beiden hatte ein Problem mit dem Getriebe. Doch wie es manchmal so ist, kam das Leben dazwischen: Drei Kinder und der Job ließen den Kindheitstraum in Vergessenheit geraten. „Es war mal nett, die beiden Autos zu haben, aber irgendwann wird man ja auch mal erwachsen.“

Henry Thurisch und seine Mitarbeiter
Damit seine Mitarbeiter nicht frieren müssen, ist Henry Thurisch (links im roten Pullover) einen außergewöhnlichen Schritt gegangen. Foto: Henry Thurisch

Ob er die Autos schweren Herzens abgegeben hat? „Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Die Vernunft siegt halt“, gesteht Thurisch. „Bevor wir die Autos verkauft haben, bin ich aber nochmal eine Runde gefahren. Das war ganz nett.“ Für die Mitarbeiter war die Aktion eine große Überraschung – die haben von dem Verkauf aus der Zeitung erfahren. „Die Mitarbeiter konnten es zuerst gar nicht glauben“, so der 37-Jährige.


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Einer der beiden Rolls Royce macht sich auf den Weg zum Balaton – der Käufer vermietet Ferienhäuser und war direkt angetan von dem Luxus-Auto. Der andere geht in die BMW-Häuser von „Schubert Motorsport“. Dort soll der Rolls Royce aufbereitet und als Show-Car ausgestellt werden.