Liegt der strahlende Atomschrott irgendwann ausgerechnet in der Region Braunschweig unter der Erde? Nichts Genaues weiß man nicht – Fakt ist aber: Einige Flecken in unserer Region sind weiter im Rennen, wenn es um ein Endlager geht.
Gleichzeitig hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit Sitz in Peine weitere Gebiete als nicht geeignet bewertet.
Region Braunschweig muss weiter bangen
Aus einer am Montag (03. November) von dem bundeseigenen Unternehmen veröffentlichten Karte geht hervor, dass noch rund ein Viertel der Fläche Deutschlands als möglicher Standort in Betracht kommt und weiter untersucht wird. Im vergangenen Jahr waren es noch 44 Prozent.
Viele der Gebiete, die jetzt weiter geprüft werden sollen, liegen weiterhin in Niedersachsen. Das zeigt ein Blick auf die neue bunte Karte. Orange bedeutet dabei nicht geeignet, gelb zeigt eine geringe Eignung. Hier wird der hochradioaktive Atommüll also sicher nicht landen. Anders sieht es an den Orten aus, die türkis markiert sind. Zwar können die bei den nächsten Prüfungen der BGE noch anders bewertet werden, aber Stand jetzt sind sie weiter im Rennen.
Türkis gefärbt ist fast der ganze Landkreis Peine. Auch der Südwesten Gifhorns ist türkis. Leiferde also. Genau wie der äußere Westen sowie ein kleiner Südzipfel von Salzgitter – Lesse und Lichtenberg. Auch im Harz gibt es zwei türkisfarbene Punkte; sie liegen nördlich von Braunlage und südwestlich von Quedlinburg. Bundesweit gilt das für weitere Regionen in Bayern, Sachsen, Thüringen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg.

Zu sehen ist auf der Online-Karte aber auch noch sehr viel grau: Braunschweig, Wolfsburg und Helmstedt etwa haben noch keine Farbe abbekommen. Das heißt: Diese Gebiete hat die BGE schlichtweg noch gar nicht untersucht – weil die Geo-Daten zu spät oder noch gar nicht ankamen. Bis Mitte kommenden Jahres soll sich das ändern. Dann wissen die Betroffenen mehr. Ende 2027 sollen dann noch maximal zehn Gebiete in Deutschland übrig bleiben – und dann oberirdisch erkundet werden. Über den finalen Standort für ein Atommüll-Endlager soll im Jahr 2046 entscheiden werden. Das könnte sich aber noch weiter hinziehen.
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„Für Niedersachsen bringen die heute vorgelegten Ergebnisse der BGE bislang keine Klarheit“, kritisierte Umweltminister Christian Meyer. Große Teile der Landesfläche seien noch unbewertet. „Niedersachsen gehört damit zu den wenigen Bundesländern, in denen ein Großteil der Fläche nach wie vor im Verfahren ist“, sagte der Grünen-Politiker. Nun brauche es mehr Tempo, forderte Meyer. „Gerade wegen der zahlreichen Zwischenlager in Niedersachsen tragen wir hier eine besondere Verantwortung.“
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Britta Kellermann gab zu bedenken: „Tempo wird das weitere Verfahren nur aufnehmen können, wenn die Bevölkerung dahintersteht.“ Aus den Fehlern der Vergangenheit habe man gelernt, dass eine umfassende Transparenz und Beteiligung der Bevölkerung die Schlüssel zu einer erfolgreichen Endlagersuche seien.
Vier Zwischenlager in Niedersachsen
Als Endlager kommen Salzstöcke, Ton und Granit infrage. Rund 1.900 Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelemente aus Atomkraftwerken und verglasten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung sollen für eine Million Jahre möglichst sicher eingelagert werden. Derzeit lagern die rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern. Vier davon liegen in Niedersachsen: In Gorleben (Landkreis Lüchow-Dannenberg), Lingen, Stadland (Landkreis Wesermarsch) und in Grohnde (Landkreis Hameln-Pyrmont). (mit epd/dpa)

