Egal, ob unter dem Namen „Kakao mit Rum“, „Tote Tante“ oder „Lumumba“ – das schokoladige Heißgetränk mit Rum gehört für viele zum Weihnachtsmarktbesuch dazu.
Doch in diesen Tagen sorgt das Getränk für Diskussionen. Zumindest, wenn es unter dem Namen „Lumumba“ angeboten wird. Schon seit einiger Zeit wird diese Debatte geführt, doch jüngst hat sie durch einen Tweet auf „X“ von Annalena Schmidt, Historikerin und ehemalige Grünen-Stadträtin, neuen Aufwind bekommen. Der Vorwurf: Den heißen Kakao mit Rum als „Lumumba“ zu bezeichnen, sei rassistisch.
Doch, was sagen Braunschweiger Standbetreiber zu der Diskussion? Und, was steckt überhaupt dahinter?
Weihnachtsmarkt Braunschweig: Was hinter der „Lumumba“-Debatte steckt
„Da gerade Weihnachtsmärkte starten und Kakao mit Rum als ‚Lumumba‘ verkauft wird: Die Bezeichnung des Getränks ist rassistisch! Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ‚Kakao mit Schuss‘ nach ihm“, schrieb Annalena Schmidt bei „X“ und sorgte damit für ein gewaltiges Echo. Und zwar ein Geteiltes.
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„Die Behauptung, dass die Benennung eines Getränks nach Patrice Lumumba rassistisch ist, scheint eine übertriebene Sensibilität zu reflektieren. Wir leben in einer Zeit, in der scheinbar alles kritisiert werden kann“, kommentiert beispielsweise jemand. „Ist das Ironie?“, will jemand anderes wissen. Andere wiederum teilen die Meinung aber durchaus: „Danke, dass du das schreibst. Tatsächlich wusste ich das auch ganz lange nicht und war froh, dass ich es dann mal gelesen habe. Seitdem nenne ich es nicht mehr so.“
„Darüber müssen wir sprechen“
Auch Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, setzt sich dafür ein, die Debatte um die Bezeichnung „Lumumba“ zu führen. „Rassistisches Handeln ist auch möglich ohne Intention, ohne zu wissen, dass Dinge rassistisch sind, da müssen wir ins Gespräch kommen“, betont er im Interview mit dem „rbb“. Die Bezeichnung „Lumumba“ für den heißen Kakao mit Rum kritisiert Della „absolut“. „Aber nicht, weil ich davon ausgehe, dass alle Menschen, die dieses Getränk trinken, rassistisch sind. Sondern weil dieses Getränk mit der rassistischen Konnotation einhergeht und darüber müssen wir sprechen.“
Denn die Bezeichnung des Getränks stehe in Verbindung mit Patrice Lumumba, der seinerzeit zu einer „ganz zentralen Figur im antikolonialen Widerstand“ geworden ist. 1960 habe er den Kongo in die Freiheit geführt. 1961 wurde er erschossen. Diese Person auf ein Getränke „zu reduzieren“, das auch noch ein Kakaogetränk ist, sei für Tahir Della „ganz klar ein rassistisches Anliegen“.
Was Braunschweiger Standbetreiber sagen
Doch wie sehen das Standbetreiber auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt? Schaut man sich dort um, wird schnell klar, dass der Kakao mit Rum an mehreren Getränkebuden als „Lumumba“ verkauft wird. „Wenn man weiß, wer der Herr Lumumba war, finde ich es sogar eine Ehre, dass man den Lumumba Lumumba nennt“, sagt Dany Zintgraf. „Das hat für mich keine anderen Hintergründe.“ Sie verkauft schon seit einigen Jahren Glühwein und Co. auf dem Weihnachtsmarkt und kennt die Bezeichnung für den Kakao mit Rum schon aus Kindestagen.
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Die Diskussion habe sie mitbekommen. Auf dem Weihnachtsmarkt erlebt habe sie das Thema allerdings noch nicht. Und sie betont, dass ein „Lumumba“ streng genommen auch kein „Kakao mit Schuss“ sei. „Lumumba heißt Lumumba, Kakao mit Schuss ist bei uns beispielsweise, wenn man Amaretto reintut oder einen Pfeffi oder Baileys. Und Lumumba ist Kakao mit Rum und kein Kakao mit Schuss“, sagt sie.
Ähnliches erklärt auch Leon Berweke aus der „kleinen Weinstube“. Bei „Lumumba“ handele es sich faktisch um „Kakao mit Weinbrand und nicht mit Schuss“. Am Stand habe er von der Debatte rund um die Bezeichnung „Lumumba“ noch nichts mitbekommen. „Wir haben das Schild da hängen. Wir sind aber flexibel und können das ganz schnell ändern, sozusagen von einem Tag auf den anderen.“
Diese Meinung teilt übrigens auch Thomas Bronswyk vom „Hühnerstall“. Ihm sei die Verbindung zwischen dem Namen des Getränks und Patrice Lumumba gar nicht bewusst gewesen. Auch am Stand sei das bei den Gästen noch nie ein Thema gewesen. Er sagt aber auch ganz klar: „Wenn sich jemand daran gestört fühlt, können wir das Schild einfach abnehmen.“