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Braunschweig: Rassismus an der Discotür? Betreiber kontert – „Wir behandeln alle gleich“

Braunschweig: Rassismus an der Discotür? Betreiber kontert – „Wir behandeln alle gleich“

Türsteher Club
Foto: dpa

Braunschweig. 

Wirbel um einen vermeintlich rassistischen Vorfall in Braunschweig.

Der Vorwurf wiegt schwer: Erneut geht es um angebliche Diskriminierung an einer Discotür in Braunschweig. Konkret soll sich das Ganze vor dem „Eulenglück“ abgespielt haben.

Ein junger Afghane sei dort im September „vollkommen willkürlich“ abgewiesen worden, so der Vorwurf einer Braunschweiger Bildungspatin. Sein Freund sei dann solidarisch auch draußen geblieben.

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Beide hätten Ihre Ausweise zeigen müssen. Der junge Afghane mit BRD-Ausweis und Aufenthaltstitel hätte reingehen dürfen. Sein Kumpel habe lediglich einen „Duldungsausweis“ gehabt. „Mit dem kommst du hier nicht rein“, soll der Türsteher gesagt haben.

„Beide jungen Männer waren ordentlich gekleidet, geimpft und haben sich regelkonform verhalten. Beide haben in Braunschweig einen Schulabschluss erworben, werden in einem halben Jahr ihre Ausbildung als Zahntechniker und Erzieher abschließen, haben sich in unsere Gesellschaft integriert, halten sich an unsere Regeln und streben die deutsche Staatsbürgerschaft an“, heißt es in einem Schreiben an Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).

Rat Braunschweig beschäftigt sich mit Vorwürfen

Tatsächlich schaffte es der Vorfall am Dienstag bis in den Braunschweiger Rat. Die BIBS-Fraktion wollte wissen: Wie reagiert die Stadt auf die neue Beschwerde? Und, wird sie die stichprobenartigen Kontrollen des Personals des betroffenen Clubs wieder aufnehmen?

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Jein, so die Antwort der Verwaltung. Zunächst werde man die Verantwortlichen kontaktieren und noch einmal sensibilisieren. Die jetzt eingegangene Beschwerde sei die erste dieser Art innerhalb von drei Jahren. Das sei aber sicher auch der Corona-Pandemie geschuldet.

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So oder so: Im Gespräch mit news38.de zeigt sich Eulenglück-Betreiber Tim Lemke relativ fassungslos über die Vorwürfe. „Rassismus lasse ich mir nicht vorwerfen. Bei uns kann jeder reinkommen, der sich in der Schlange und an der Tür vernünftig verhält.“

Wenn doch jemand von den Türstehern abgewiesen wird, werde dies jedoch nicht begründet. „Wir begründen unsere Entscheidung an der Tür nicht. Genau um solche Diskussionen nicht noch anzuheizen“, so Lemke. „Aber bei uns wird niemand nicht reingelassen, weil uns seine Nationalität nicht passt. An der Tür geht es immer ums Alter, zu viel Alkohol oder Drogenkonsum.“

Er beschreibt die Situation so: „Die Jungs an der Tür haben maximal 20 Sekunden, um zu entscheiden, wer reinkommt und wer nicht. Und unser Ziel ist es immer, eine entspannte und friedliche Party zu haben. Wer dann an der Tür schon Stress macht, bleibt dann halt draußen. Jeder hat die gleichen Chancen an der Tür, egal woher er kommt. Wir behandeln alle gleich.“

Braunschweiger Clubbetreiber: „Das wollen wir vermeiden“

Und am Ende habe er immer noch das Hausrecht und dürfe selbst entscheiden, wer in seinem Laden feiern dürfe und wer nicht. Er trage schließlich auch die Verantwortung für das überwiegend sehr junge Klientel.„Alle, die sich vernünftig benehmen, kommen auch rein.“ Die Erfahrung zeige, dass Gäste, die schon vorne nicht nett sind, dann drinnen irgendwann Stress machen. „Häufig knallt es dann im Laden – das wollen wir, so gut es geht, vermeiden.“

Die Stadt Braunschweig hatte in den vergangenen Jahren auf Beschwerden über die angeblich diskriminierende Einlasspraxis einiger Braunschweiger Diskotheken reagiert. So wurden Gespräche mit den Betreibern geführt und in Stichproben die Einlasssituation kontrolliert. Danach seien die Beschwerden auch deutlich zurückgegangen, hieß es. >> Diskriminierung an der Discotür – wenige Verfahren

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Den neuen Fall nimmt die Stadt Braunschweig aber nach eigenen Angaben zum Anlass – sofern die betroffenen jungen Männer als Zeugen zur Verfügung stehen – ein Ordnungswidrigkeitenverfahren zu prüfen. „Die Ordnungsverwaltung wird das Thema mit der künftigen Antidiskriminierungsstelle erörtern und mit dieser gemeinsam weitere Lösungsmöglichkeiten erarbeiten“, hieß es abschließend. (mw, ck)