Braunschweig.
DAS war so nicht geplant…Vor der Oberbürgermeisterwahl in Braunschweig sollte eigentlich eine Diskussionsrunde unter den Kandidaten stattfinden. Das hatte zumindest „Studio Kult TV“ angekündigt.
Doch gleich vier der sechs Kandidaten für Braunschweig haben abgewunken und ihre Teilnahme komplett abgesagt – weil der AfD-Kandidat mitdiskutieren sollte!
Braunschweig: Politik-Posse vor OB-Wahl! Kandidaten sagen Diskussion ab – weil diieser Mann dabei ist
Am 12. September wird in der Stadt Braunschweig gewählt: Einen Oberbürgermeister, den Rat und die Stadtbezirke. Dafür hat Studio Kult TV eine Diskussionsrunde veranstalten wollen, bei der sich alle Kandidaten vorstellen und ihre Ideen für die Stadt präsentieren könnten. Daraus wurde jedoch nichts – denn es war auch ein Mitglied der AfD anwesend.
Braunschweig: Haller gegen Absage „Ich gönne der AfD die Aufmerksamkeit jedenfalls nicht“
Mirco Hanker tritt als Kandidat der AfD an – und das passte vier der sechs weiteren Kandidaten nicht. „Äußerst kurzfristig müssen wir nun leider den Diskurs für die Kandidaten der Stadt Braunschweig absagen. Gemäß der zuvor getätigten Absprachen wurden alle Teilnehmer transparent über die Anfrage aller zur Wahl stehenden Kandidaten informiert.“
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Und weiter: „Nichtsdestotrotz haben sich vier von sechs Kandidaten kurzfristig vor der Sendung dazu veranlasst gefühlt, den Diskurs abzulehnen, da der Kandidat der AfD ebenfalls anwesend war, und daraufhin den Produktionsort verlassen haben“, wie Studio Kult TV auf seiner Facebook-Seite mitteilt.
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Das ist Braunschweig:
- eine Großstadt im Bundesland Niedersachsen
- im Dezember 2019 hatte die Stadt im Norden von Deutschland etwa 249.400 Einwohner
- hat 19 Stadtbezirke
- seit Juli 2014 ist Ulrich Markurth (SPD) amtierender Oberbürgermeister
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Der einzige Kandidat, der nicht sofort abgesagt hat, ist der 38-jährige Kaspar Haller (parteilos). Die Absagen als solche hinterfragt Haller. „Ohne Frage: Es braucht keine weiteren Beweise für rechtsextremes Gedankengut und Verfassungsfeinde in der AfD mehr. Deswegen respektiere ich jeden, der mit der AfD nicht mehr diskutieren möchte. Doch ist das wirklich der richtige Weg?“, fragt er auf seiner Facebook-Seite.
„Ich gönne der AfD die Aufmerksamkeit jedenfalls nicht, die sie sich durch sachliche Argumente niemals hätte erstreiten können, nun aber womöglich durch die Absage der Diskussion erhält. Und wo die AfD bisher keine Rolle im Wahlkampf spielte, wäre es für mich unerträglich, wenn sie sich nun in einer ‚Opferrolle’ inszenieren könnte. Der Umgang mit der AfD ist für Demokraten nicht einfach“, schreibt Haller weiter.
Doch die Art und Weise, wie da die Diskussionsrunde abgesagt wurde, wird von ihm stark kritisiert.
Deswegen schlägt Haller vor: „Lasst uns deswegen klug abwägen. Die Wut im Bauch über Fremdenhass und Intoleranz mag uns von Diskussionen abstoßen. Doch mein Kopf und mein demokratisches Herz sagt mir: Unsere Argumente sind scharf genug, um jede Diskussion gegen die AfD zu gewinnen.“
Im Netz wird dieser Standpunkt jedoch stark kritisiert.
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Braunschweig: Meinungen zur Lage im Netz zweigeteilt
Die Meinungen sind zwiegespalten:
- „Man kann zu der AfD stehen, wie man will. Diese Partei steht auf dem Wahlzettel und darf gewählt werden. Also muss man mit denen auch reden, ob man will oder nicht. Meine Partei ist das nicht, genauso wenig wie Grüne und Linke. Aber in einer Demokratie muss man miteinander reden!“
- „‚Ohne Frage: Es braucht keine weiteren Beweise für rechtsextremes Gedankengut und Verfassungsfeinde in der AfD mehr.’ Da frage ich mich, bzw Dich, welche Parameter noch erfüllt sein müssen, damit Du die gleiche Courage zeigst, wie die Kandidaten, die gegangen sind. Nazis verschafft man keine Bühne und ein demokratischer Diskurs kann nur ohne die AfD stattfinden.“
Studio Kult TV äußerte sich zu dieser Angelegenheit wie folgt: „Mit genau dieser Intention haben wir die Diskursrunden für Salzgitter, Wolfsburg und Braunschweig initiiert.“ (ali)