Braunschweig.
Auf der Salzdahlumer Straße in Braunschweig gilt stellenweise neuerdings Tempo 30.
Während einige Autofahrer aus Braunschweig vor Wut schäumen und das neue 30er Limit nicht verstehen wollen, liefert die Stadt Braunschweig eine Begründung für den Schritt.
Braunschweig: Unfallhäufungsstelle Salzdahlumer Straße
Es geht um den Abschnitt zwischen der Aral-Tankstelle und der Netto-Ausfahrt, stadteinwärts. Die Stadt Braunschweig sieht hier einen Unfallschwerpunkt.
Das steht auch so unter den neuen 30er Schildern. Fast, zumindest: „Unfallhäufungsstelle“, heißt es in bestem Behördendeutsch.
In der Facebook-Gruppe „Blitzer Braunschweig“ stößt das neue Tempolimit erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. „Mag jetzt jeder sehen wie er mag, auf gerade Strecke welche noch dazu vierspurig ist, Tempo 30 als Unfallverhütung einzurichten entgeht doch jeder Grundlage“, heißt es da.
Die Forderung: Statt den Verkehr auszubremsen solle man lieber baulich etwas verändern. Der Vorwurf: Damit lasse sich ja kein Geld machen, sondern es koste welches. „Ein Schelm wer da nicht an die Sicherheit aller denkt…“
Auch in den Kommentaren dominiert Unverständnis – diplomatisch ausgedrückt:
- „Ich frage mich langsam, was für Klappsköppe in der Braunschweiger Verkehrsplanung sitzen. Jahrzehntelang lief es flüssig im Heidberg, auf der Wolfenbütteler und der Salzdahlumer Straße.“
- „Dachte vorhin schon, ich wäre verwirrt. Es war also doch keine Einbildung.“
- „Mit dem neuen Blitzer-Anhänger – was für ein praktischer Zufall! Das ist schon sehr frech und so offensichtlich. In diesen Zeiten, in den es wirklich vielen Menschen sehr ans Geld geht, noch zusätzlich die Bürger abzuzocken, ist sehr traurig.“
- „Ich sage ja schon lange, Braunschweig schafft sich als Einkaufsstadt ab… Wird zunehmend unattraktiver, der Onlinehandel freut sich…“
- „Am besten die richten noch Tempo 10 km/h ein. Dann rennen wir alle zu Fuß. Die Verkehrsplaner haben doch eine Macke.“
- „So lächerlich, da auf 30 zu reduzieren. Stimmt – sehe zweimal am Tag einen Unfall da. Wäre besser, wenn man die Straße da mal neu machen würde. […] Traurig, wo überall mit Blitzern noch Geld gemacht werden möchte.“
- „Also, ich kann mich die letzten 10 Jahre nicht an viele relevante Unfälle erinnern.“
Es gibt aber auch andere Stimmen: „Ist echt ein Unfallschwerpunkt. Hab in der Salzdalumer Straße heute eine Vollbremsung hingelegt.“ Ein Kind sei plötzlich über die Straße gelaufen.
Was sagt eigentlich die Stadt Braunschweig? Das Hauptproblem stelle an dieser Einmündung das Linksabbiegen von der Schefflerstraße in die Salzdahlumer Straße dar.
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„Zwischen 2017 und 2020 gab es dort pro Jahr zwei Unfälle mit jeweils einer schwer verletzten und einer leicht verletzten Person. Im Jahr 2019 waren es sieben Verkehrsunfälle des Typs Ab- oder Einbiegen, davon drei Unfälle mit schwerem Sachschaden. In 2020 ereigneten sich drei Unfälle des Typs Ab- oder Einbiegen. Auch an der Tankstellenzufahrt gab es entsprechende Unfälle“, schreibt ein Sprecher der Stadt Braunschweig auf news38.de-Nachfrage.
Braunschweig will andere Bewohner schützen
Geprüft wurden demnach auch andere Lösungen, zum Beispiel ein Linksabbiegeverbot. „Das hätte aber sehr große Umwegfahrten durch die Wohnstraßen des Bebelhofs bedeutet, was die Akzeptanz bei den Verkehrsteilnehmern und bei den Bewohnern stark beeinträchtigt hätte. Da die Problemlage vom Straßenverkehr ausgeht, wäre es auch unangemessen, das Problem zu Lasten der Bewohner zu lösen“, so das Argument der Stadt Braunschweig.
Perspektivisch sei tatsächlich der geforderte Umbau die richtige Lösung. „Er ist bereits in Vorbereitung. Mit dem Bebauungsplan Schefflerstraße wird für diesen Bereich eine Ampelkreuzung geplant. Damit würde dann die Geschwindigkeitsbeschränkung entfallen. Einen konkreten Zeitpunkt für den Umbau gibt es noch nicht.“
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Die Geschwindigkeitsbeschränkung sei also nur eine vorübergehende Sofortmaßnahme, die von der Unfallkommission – unter Geschäftsführung der Polizei – empfohlen wurde und der die Stadt folge.
Blitzer in Braunschweig: Will die Stadt nur Kohle machen?
Dass die Stadt mit Geschwindigkeitskontrollen nur Geld machen will, stimme nicht, so der Sprecher. „Es handelt sich bei der Überwachung des fließenden und ruhenden Verkehrs um einen öffentlichen Auftrag zur Verkehrssicherheit, für den auf der Ausgabenseite erhebliche Aufwendungen und Personalkosten entstehen.“
Geschwindigkeitsüberwachung führe also vielmehr zu höheren Fallzahlen in der Bußgeldabteilung wie auch in der Vollstreckungsstelle der Stadtkasse, mit entsprechend höherem Personalbedarf. Insgesamt gehe die Verwaltung von einem kostendeckenden Betrieb aus. (ck)