Braunschweig gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus.
Zum Holocaust-Gedenktag hat sich die Stadt Braunschweig in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen.
Braunschweig vergisst nicht
Wegen der Corona-Pandemie kann es keine öffentliche Veranstaltung an der Gedenkstätte Schillstraße geben. Aber Braunschweig vergisst die Opfer des Holocaust nicht. Im Gegenteil. Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) wendet sich mit einem emotionalen Video an die Bürger.
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„Das Gedenken an die Opfer und die aktive Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die sie zu Opfern hat werden lassen, ist unsere gemeinsame Verpflichtung auch für die Zukunft, um unsere Demokratie lebendig und wehrhaft zu erhalten“, betont er. „Wir müssen unsere Aufmerksamkeit gegen Ausgrenzung und Antisemitismus immer wieder von neuem schärfen“, so Markurth.
Damit nicht genug. In den kommenden Tagen werden im Braunschweiger Stadtgebiet großformatige Plakate angebracht, gleich an mehreren Orten.
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„Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den wir in diesem Jahr mit dem Gedenken gehen“, sagt Braunschweigs Kulturdezernentin Anja Hesse. Für sie schlagen die Plakate „eine Brücke in die Gegenwart“ und dokumentieren, „wie zerbrechlich der Schutz der Würde des Einzelnen ist.“
Braunschweig: Plakate mit besonderen Botschaften
Im Mittelpunkt stehen zwei Zitate. Eines stammt von dem Holocaust-Überlebenden Natan Grossmann. Er wurde 1927 als Sohn jüdischer Eltern in der polnischen Stadt Zgierz geboren. Während zahlreiche seiner Angehörigen im Holocaust umkamen, überlebte der heute 94-Jährige das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź) und das KZ Auschwitz.
Für die Braunschweiger Firma Büssing musste er im KZ-Außenlager Vechelde Zwangsarbeit leisten. Am 2. Mai 1945 befreiten US-Truppen Natan Grossmann in einem Lager in der Nähe von Ludwigslust.
Das zweite Zitat stammt von dem Graphic Novel-Autor Nils Oskamp, der die Plakate auch künstlerisch gestaltet hat. Mit seinem Statement fasst er seine persönlichen Erfahrungen zusammen. Als ein ehemaliger Mitschüler den Holocaust leugnete, begann er, sich aktiv gegen Rechtsradikalismus einzusetzen.
Oft wurde der Bochumer dafür angefeindet, was er in der Graphic Novel „Drei Steine“ verarbeitete. Unter dem selben Titel soll in der Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Schillstraße eine Ausstellung zu sehen sein. Zunächst wegen der Corona-Pandemie nur virtuell über www.schillstrasse.de.
Von der Gedenkstätte heißt es, dass es wichtig sei, vor allem auch Jugendliche anzusprechen, damit diese die Nazi-Verbrechen in ihrer jetzigen Lebenswelt reflektieren können: „Toleranz, Vielfalt und eine Positionierung gegen Rechts müssen einen zentralen Stellenwert unserer Gesellschaft bilden.“ (red)