Braunschweig.
Deutliche Worte von Top-Virologin Melanie Brinkmann aus Braunschweig!
Die Wissenschaftlerin vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig hat sich für zeitnahe, schärfere Kontaktbeschränkungen ausgesprochen – auch über Weihnachten und Neujahr.
Braunschweig: Virologin ist klar gegen Lockerungen
Von den angedachten Lockerungen hält sie gar nichts, wie sie in den ARD-„Tagesthemen“ klarstellte. „Da liegt eine sehr große Gefahr. An Weihnachten rücken wir nah zusammen, besuchen unsere Verwandten“, sagte sie.
Im Januar könnten wir dann damit rechnen, dass die Infektionszahlen wieder steigen, „wie wir es in den USA gesehen haben nach dem Thanksgiving-Fest.“ Treffen an Weihnachten mit zehn Leuten seien aus virologischer Sicht zu viel. „Man sollte sich auf die allernötigsten Kontakte konzentrieren.“
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Wo sich die Menschen infizieren, wisse man inzwischen nicht mehr – „weil es den Gesundheitsämtern nicht mehr gelingt, Infektionsketten nachzuverfolgen und dadurch auch zu unterbrechen, also dem Virus den Weg abzuschneiden.“
„Das Leben findet ja fast noch so statt wie vorher“
Genau das sei das Problem. „Ziel muss es sein, die zahlen deutlich runterzubekommen und die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen.“ Mit dem aktuellen Teil-Lockdown sei nicht das nicht möglich. „Das Leben findet ja fast noch so statt wie vorher, außer dass Kultureinrichtungen und Restaurants geschlossen sind.“
Das HZI habe schon vor Wochen stärkere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefordert, damit die Zahlen erst gar nicht so hochgehen. Am Dienstag hatte auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina einen harten Lockdown ab Weihnachten bis zum 10. Januar gefordert.
Brinkmann: Glauben an die Politik in Gefahr
Brinkmann unterstützt diesen Vorschlag: „Wenn die Politik sich nicht an diese Ratschläge hält und eher sogar noch weiter lockert, dann habe ich tatsächlich meinen Glauben an die Politik in Deutschland verloren“, sagte die Virologin aus Braunschweig.
Der Leopoldina-Vorschlag sei sehr gut und pragmatisch, weil das Leben um die Weihnachtszeit ja tatsächlich etwas runterkomme. „Wir gehen in eine Art Winterschlaf, Betriebe haben Betriebsferien, die Schulen sind geschlossen – es wird geringerer wirtschaftlicher Schaden entstehen, wenn wir über die Weihacntszeit einen harten Lockdown anwenden.“
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Es sei aber tatsächlich realistisch, dass man die Zahlen auch in kurzer Zeit senken kann. „Wenn alle mitmachen. Wenn es alle ernstnehmen“, so der Appell der Virologin aus Braunschweig. „Wir können uns zu Weihachten etwas schenken, indem wir die Infektionszahlen senken und dann im Januar wieder mit mehr Freiheiten leben können – das ist glaube ich das beste Geschenk!“
Als Ziel gibt sie eine Sieben-Tages-Inzidenz von unter 50 an. Besser noch unter 35. Dann könne man die Kontakte wieder nachverfolgen. „Wann genau wir das erreichen, hängt von uns allen ab.“ Auch danach müssten wir uns alle an die Abstands- und Hygiene-Regeln halten und Kontakte reduzieren, „aber nicht mehr so drastisch wie jetzt gerade“.
Braunschweig: Virologin erwartet weitere anstrengende Monate
Brinkmann forderte einen gemeinschaftlichen und transparenten Stufenplan für Deutschland. „Damit jeder von uns weiß, ab dieser Inzidenz werden wieder Maßnahmen erforderlich sein.“ Mit einer klaren Kommunikation könne man viele Leute mitnehmen.
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So oder so: Auch das kommende Jahr werde noch mal anstrengend, ist sich die HZI-Virologin aus Braunschweig sicher. „Die Impfungen werden uns erst gegen Ende des Jahres eine gewisse Erleichterung bringen – wenn viele Menschen sich impfen lassen.“ (ck)