Veröffentlicht inBraunschweig

„Mandel Meier“ rührt sich warm für den Weihnachtsmarkt

„Mandel Meier“ rührt sich warm für den Weihnachtsmarkt

Markus Meier bereitet sich zu Hause in Thune auf den Weihnachtsmarkt vor., Der Braunschweiger Weihnachtsmarkt. (Archivbild), Bei "Mandel Meier" kommen nur Largueta-Mandeln in die Tüte., Markus Meier in seinem Element., Nachbar Nando und seine Tochter sind die ersten Kunden des Tages., Rosanna Meier unterstützt ihren Mann.
Markus Meier bereitet sich zu Hause in Thune auf den Weihnachtsmarkt vor., Der Braunschweiger Weihnachtsmarkt. (Archivbild), Bei "Mandel Meier" kommen nur Largueta-Mandeln in die Tüte., Markus Meier in seinem Element., Nachbar Nando und seine Tochter sind die ersten Kunden des Tages., Rosanna Meier unterstützt ihren Mann. Foto: Foto: Christopher Kulling
  • Markus Meier brennt seit 22 Jahren Mandeln.
  • Der Braunschweiger ist schon längst Kult in der Löwenstadt.
  • Wir haben ihn zu Hause in Thune besucht.

Braunschweig. 

Der Wind steht sehr gut. Schon von weitem duftet es. Es ist ein bisschen wie bei Obelix und dem anlockenden Duft von Wildschweinen – nur vegetarisch. Wir treffen Markus Meier kurz vor Beginn des Braunschweiger Weihnachtsmarktes.

Noch steht sein Verkaufswagen in Thune. Hier wohnt „Mandel Meier“, der seinen eigentlichen Vornamen im Laufe der Jahre irgendwie an die Steinfrucht abgegeben hat.

„Mandel Meier“ ist seit mehr als 20 Jahren im Geschäft. „Es war damals eine Herzensentscheidung„, erinnert sich der 47-Jährige. Während seines Informatikstudiums kam der Lockruf seiner Vorgängerin: Lisa Pajewski suchte damals jemanden, der ihre Handmandelbrennerei weiterführt.

Er nahm das Angebot an und hat es bis heute nicht bereut. Die allermeisten seiner Kollegen setzen auf eine maschinelle Herstellung. Das kommt für „Mandel Meier“ nicht in die Tüte. Im wahrsten Sinne.

„Wir stehen nicht mal im Duden“

„Ich bin stolz, mein Handwerk präsentieren zu dürfen. Viele Menschen beeindruckt das in dieser technisierten Welt.“ Für die kleinen Besucher stellt er eine Kindertreppe auf, damit auch sie einen Blick in den dampfenden Kessel erhaschen können. „Das ist ein bisschen wie bei der ‚Sendung mit der Maus‘.“

Dass er in der Löwenstadt und weit darüber hinaus inzwischen Kultstatus genießt, freut den 47-Jährigen sehr: „Das habe ich niemals erwartet!“ Sein Erfolg hat mehrere Gründe. Zum Beispiel das Alleinstellungsmerkmal. „Der Beruf des Handmandelbrennens ist fast ausgestorben. Wir stehen nicht mal im Duden“, sagt Meier.

Verbrennungen als Tattoo?

Trotz der oft kalten Temperaturen trägt er immer ein kurzärmliges Hemd; das ist nicht nur praktischer, sondern auch schlichtweg angebracht – denn ins Schwitzen kommt Meier so oder so. Der Kupferkessel erhitzt sich auf bis zu 200 Grad. Da sind Verbrennungen ganz normal. „Mein Unterarm besteht nur noch aus Narben. Eigentlich müsste ich mir die Jahreszahlen der Verbrennungen eintätowieren lassen“, lacht Meier.

Vier Millionen Rührbewegungen

Zur Temperatur kommt noch die Arbeitsleistung: Unfassbare vier Millionen Rührbewegungen vollbringt „Mandel Meier“ jedes Jahr in den 420 Arbeitsstunden auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Eine Sehnenscheidenentzündung hatte er noch nie.

Seit 15 Jahren hält Meier den Guinness-Buch-Weltrekord im Dauermandelbrennen. Damals hatte er knapp 700 Kilo Mandeln nonstop gebrannt – 30 Stunden lang. Das Geld kam der Kinderkrebshilfe zugute. „Ich helfe da, wo ich helfen kann“, sagt Meier, der jährlich gut hundert Tage im Jahr unterwegs ist.

Seine Kunden nennt er „Gäste“

Sein genaues Karamell-Rezept behält er für sich. Kein Geheimnis ist, dass der Braunschweiger von Anfang an nur spanische Largueta-Mandeln verwendet. „Diese Sorte gilt als eine der Weltbesten“, schwärmt er.

Mal eine eigene Mandel-Plantage zu haben, davon träumt Meier. Zuerst würde er gern auf der benachbarten Streuobstwiese einen Mandel-Forschungsgarten errichten und dort verschiedene Sorten kultivieren. Noch hake es etwas mit der städtischen Bürokratie, verrät Meier.

Im Angebot hat er drei Sorten: Chili-, Kakao- und die klassischen gebrannten Vanillemandeln. Ganz bewusst konzentriere er sich auf das Wesentliche: „Nicht die Masse macht es. Und zur Mumme-Meile mache ich ja auch Mumme-Mandeln – aber auch nur da.“

Er selbst schafft es gar nicht mehr, eine ganze Tüte Mandeln zu essen. „Aber ab und zu nasche ich, wenn eine Mandel von besonders viel Butterkaramell ummantelt ist“, gibt der Braunschweiger zu.

Vom Mandelbrennen zum Armdrücken

Und: Er versucht, jeden Morgen nach dem Aufstehen ein paar Mandeln zu essen. Mandeln seien sehr gesund, weiß Meier. „Da sind zum Beispiel Mineralien und Vitamine drin.“

Generell probiert er, sich gesund zu ernähren – vor allem rund um die Weihnachtszeit. Viel Sport braucht er nicht zum Ausgleich. Seine Arbeit sei sportlich genug.

Aber der 47-Jährige hat sich letztens tatsächlich bei einem Armwrestling-Verein in Edemissen angemeldet. Keine Überraschung bei den Armen, die etwas an Popeye erinnern. „Meine Erfolge sind aber noch ausbaufähig“, lacht Meier. Seine Technik beim Armdrücken sei noch nicht so ausgereift.

Kalorien für die Nachbarschaft

Derzeit poliert er seinen Mandel-Stand auf vorweihnachtlichen Hochglanz. Praktisch für die Nachbarschaft: Meier putzt nicht nur, er produziert auch vor und betont, dass das keinen Qualitätsverlust bringt. „Sonst würde ich das nicht machen!“

Immer wieder kommen Nachbarn vorbei und kaufen sich Mandeln zum „Nachbarschaftspreis“. „Für uns ist das die kalorienreichste Zeit des Jahres„, lacht ein Kunde.

Hier in Thune gibt es keine Warteschlangen. Die gehören bei „Mandel Meier“ ja eigentlich so dazu wie der Karamellmantel um die Mandel. „Wir stellen uns ab und zu selbst mit einer Stoppuhr an. Wir versuchen, die Wartezeit so kurz wie möglich zu gestalten; es kann aber auch mal 45 Minuten dauern“, gibt Meier zu.

Die Familie packt mit an

Seine Frau Rosanna und sein 17-jähriger Sohn Marc-Aurél helfen ihm so gut es geht. Rosanna Meier kümmert sich auch um „Meier’s Gourmet Café“ in der Braunschweiger Innenstadt. Dort brennt sie in der Hochphase auch Mandeln und bringt sie dann rüber. „Auch wenn die Männer es nicht wahrhaben wollen, auch sie werden älter“, schmunzelt sie.

Marc-Aurél kann sich vorstellen, mal in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. „Wir lassen ihm aber alle Freiheiten“, sagt Papa Meier. „So lange wie ich kann, mache ich diesen Job!“