Fridolin und Mai – die beiden Störche, die sich Jahr für Jahr im Kreis Gifhorn niederlassen, haben mittlerweile eine Fan-Gemeinde, die weit über die Region hinausgeht. Kein Wunder, schließlich lassen sie sich über eine Webcam auch wunderbar beobachten.
Doch wer am Dienstag (24. Juni) die Cam eingeschaltet hatte, wurde mit Pech Zeuge eines blutigen Dramas in dem Storchennest. Denn ein fremder erwachsener Storch hatte nicht nur ein Auge auf den begehrten Nistplatz geworfen, sondern auch die beiden Jungtiere attackiert.
Kreis Gifhorn: Fremdstorch greift Jungtiere an
Das Nest von Fridolin und Mai liegt auf einem Schornstein im Artenschutzzentrum Leiferde im Kreis Gifhorn. Es ist eines von drei Nestern dort – und das begehrteste. Es ist sozusagen das „Penthouse“ unter den Nestern, wie Bärbel Rogoschik vom Nabu im Gespräch mit News38 erklärt. Kein Wunder, dass nicht nur Fridolin und Mai, sondern auch andere Störche immer wieder einen Blick auf das „Non plus ultra“ in Sachen Nest werfen – und auch versuchen, sich dort einen Platz zu ergattern.
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Vorgenommen ist es darum auch schon mal, dass ein Fremdstorch auf dem Nest gelandet ist. Und auch, dass er sich für die Jungtiere interessiert hat. Da konnten die Nabu-Mitarbeiter aber durch laute Geräusche den Fremdstorch vertreiben und so Schlimmeres verhindern. Doch in diesem Jahr hatten sie weniger Glück. „Das hat diesmal nicht funktioniert, weil alles relativ schnell ging“, wie die Biologin im Gespräch mit News38 weiter erzählt. „Das Ganze hat nur drei bis fünf Minuten gedauert.“
Jungtiere fliegen plötzlich weg – von einem fehlt jede Spur
Mit „dem Ganzen“ meint sie den Vorfall, der sich am Dienstag in dem berühmten Storchennest abgespielt hat. Fridolin und Mai waren beide unterwegs. Mutmaßlich, um Futter zu besorgen. Normalerweise, so erklärt es Rogoschik, befindet sich immer ein Elternteil zumindest in der Nähe des Nestes. Doch das sich wandelnde und viel zu trockene Wetter sorgt dafür, dass die Futtersuche mitunter nicht nur länger dauert, sondern die Tiere auch weiter wegfliegen müssen, um genug Futter für die Jungtiere zu finden. Und genau diese Zeit hat wohl ein Fremdstorch ausgesucht, um auf dem Nest zu landen.
Mutmaßlich, um das Nest sogar zu okkupieren. „Er ist auch mit einem Weibchen dort gelandet, so nach dem Motto: Ich zeige dir, wo wir nächstes Jahr hingehen“, sagt die Biologin. Doch es blieb leider nicht beim Landen. Der Fremdstorch griff die beiden Jungtiere an. „Die hatten richtige Hackverletzungen, beide haben aus verschiedensten Stellen geblutet“. Ein Schock für die Tierfreunde! Gemeinsam mit der Feuerwehr Gifhorn wollten sie sich dann Zugang zu den Tieren verschaffen, um ihnen zu helfen. „Auch, wenn die Gefahr bestand, dass die aufgrund eines gewissen Alters wegfliegen.“ Und genau das ist dann passiert – obwohl die Jungtiere vorher noch nie geflogen sind!
Sorge um Störchin Mai
Eines der beiden Jungtiere steht immerhin hinter den Gehegen auf dem Acker. Doch Lust darauf, dass sich ihm jemand nähert, hat es wohl nicht. „Wir versuchen, ihn von außen mit Futter zu versorgen, denn ganz selbstständig sind die Jungtiere noch nicht“, erklärt die Geschäftsführerin des Nabu-Artenschutzzentrums. Von dem anderen Jungtier hingegen fehlt jede Spur. Bislang sei die Suche vergebens gewesen. Doch aufgeben will man noch nicht. Vor allem, weil das fehlende Jungtier auch eine „ordentliche Kopfwunde“ hatte.
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Ob die beiden Jungtiere eine gute Überlebenschance haben? „Die Chance ist schlechter, als wenn sie im Nest groß werden“, sagt die Diplom-Biologin ganz offen. „Aber vielleicht finden wir was raus. Sie sind beide beringt. Wir hoffen auf Rückmeldung, um Klarheit zu haben.“ Und wie geht es Fridolin und Mai mit dem Ganzen? „Störche trauern nicht wie Menschen, aber für sie ist jetzt plötzlich etwas anders geworden“, sagt Rogoschik. Aber: „Die fügen sich ganz schnell ein.“ Auch wenn Mai derzeit keinen guten Eindruck auf sie macht. „Mai tauchte gestern zuerst auf und wurde auch ein paar Mal angegriffen. Sie hat sich verteidigt, ist aufgestanden, hat geklappert“, erinnert sich die Biologin. „Heute ist sie aber komplett fertig, richtig müde. Das gefällt mir überhaupt nicht.“ Verletzt sei Mai nicht. Aber „irgendwas muss da passiert sein, was ich nicht mitbekommen habe.“
Wenn du einen Blick auf das Storchennest werfen möchtest, dann kommst du HIER zur Webcam.