VW muss in der Krise den Rotstift ansetzen.
Kurz vor der zweiten Verhandlungsrunde um den VW-Haustarif sind erste angebliche Umbaupläne für die Kernmarke VW durchgesickert. Und die haben es in sich…
VW plant Milliarden-Kürzungen
Die VW-Chefetage hat offenbar inzwischen eine Liste von konkreten Maßnahmen diskutiert, mit der der kriselnde Konzern rund vier Milliarden Euro einsparen könnte, berichtet das „Handelsblatt“ am Montag (28. Oktober) unter Berufung auf Konzerninsider.
Demnach will Volkswagen seine Kernmarke radikal umbauen – und jeder Mitarbeiter wird das deutlich spüren. Die Spar-Liste soll unter anderem eine pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent und Nullrunden für 2025 und 2026 vorsehen. Auch die Bonuszahlungen in der höchsten Tarifgruppe „Tarif Plus“ sollen demnach womöglich gekappt werden – genau wie die bei VW so beliebten Extrazahlungen für Mitarbeiter-Jubiläen.
VW: Standort-Schließungen drohen
Aber damit nicht genug: Dem Bericht zufolge sollen auch gleich mehrere Szenarien für die Schließung von VW-Standorten in Deutschland auf dem Tisch des Führungsgremiums des Dax-Konzerns gelegen haben. Genauere Standorte werden allerdings nicht genannt. Von VW selbst war erwartungsgemäß auch nichts weiter zu erfahren: „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen rund um die vertraulichen Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft“, sagte eine Konzernsprecherin dem „Handelsblatt“.
VW-Sprecherin: „Lage ist ernst“
Gleichzeitig bestätigte die VW-Sprecherin bestätigt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass der Vorstand der Mitbestimmung, also Gewerkschaft und Betriebsrat, „Lösungsvorschläge“ unterbreitet habe. Zu Details wollte sie sich nicht äußern. „Fakt ist: Volkswagen steht an einem entscheidenden Punkt seiner Unternehmensgeschichte. Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm.“
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VW-Betriebsrat lässt Muskeln spielen
Am Mittwoch (30. Oktober) steht die zweite Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und VW über einen neuen Haustarifvertrag an. Verhandelt wird diesmal im Eventcenter der Volkswagen-Arena im Wolfsburger Allerpark. Die Arbeitnehmerseite forderte bisher sieben Prozent mehr Lohn und eine bessere Bezahlung für Azubis. Dass sich beide Seiten schon am Mittwoch einigen, gilt als extrem unwahrscheinlich – vielmehr dürfte der Gehaltspoker erst jetzt richtig losgehen. VW hatte die Forderung für nicht machbar zurückgewiesen. Vielmehr müsse man kräftig sparen.
Und auch schon am Montag (28. Oktober) wird es hitzig und laut – mit Ansage. An allen deutschen Standorten sind am Vormittag zeitgleich Info-Versammlungen für die Belegschaft geplant. Um nicht zu sagen Protest-Aktionen. Deren Motto: „Es ist kurz vor zwölf!“ Die VW-Belegschaft soll über die bisherigen Krisengespräche zwischen Gesamtbetriebsrat und Arbeitgeberseite ins Bild gesetzt werden. Die größte Veranstaltung soll es am VW-Stammwerk Wolfsburg (Werksgelände Südstraße) geben. Die IG Metall kündigte vorab eine Rede der VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo an. „Nach wie vor hat der Vorstand noch kein schlüssiges Gesamtkonzept dafür aufgezeigt, wie er Volkswagen strategisch mit den richtigen Produkten, Prozessen und Plänen in die Zukunft führen will“, sagte Cavallo vorab.
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Für VW kommt es derzeit von mehreren Seiten knüppeldick: In China läuft das Geschäft nicht mehr rund, bei den E-Autos schwächelt der Wolfsburger Autoriese – und auch bei den Verbrennern sind die Werke nicht mehr ausgelastet. Aus Konzernsicht sind die Kosten für Personal und Fabriken zu hoch. Demnach fehle in Europa die Nachfrage nach rund 500.000 Autos pro Jahr – das entspricht in etwa der Produktion von zwei Werken. VW hatte Anfang September verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen.