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Braunschweig: Burgpassagen-Hammer! Stadt enthüllt Pläne

Die Stadt Braunschweig meint es ernst – und will die Burgpassage kaufen. Am Donnerstag ließ sie die Katze aus dem Sack und stellte ihre Pläne vor.

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Das ist die Löwenstadt Braunschweig

Braunschweig ist von der Einwohnerzahl her die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. In der Großstadt im Südosten des Bundeslandes leben knapp 250.000 Menschen. Braunschweig kann auf eine große Historie zurückblicken.

Jetzt ist es amtlich! Die Stadt Braunschweig konnte den traurigen Anblick wohl auch nicht länger ertragen – und kauft die verwaiste Burgpassage.

Die einst so beliebte und seit Jahren leerstehende Passage in Braunschweig bekommt eine Frischzellenkur. Eigentlich bleibt nur noch der Rahmen, alles andere verändert sich…

Braunschweig: Burgpassage wird abgerissen

Der Verwaltungsausschuss hatte am Mittwoch (3. April) grünes Licht für einen Kauf der Passage gegeben. Die Stadt sieht darin „einen wichtigen Baustein zur Entwicklung und Sicherung der Attraktivität der Innenstadt“, hatte es vorab geheißen. Am Donnerstagnachmittag gab es dann die ersten Details. Und die hatten es in sich!

„Die Privaten haben es nicht hinbekommen. Und wenn wir Möglichkeiten sehen, dann schlagen wir auch zu – zum Wohle der Stadt“, sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung der Pläne. Fakt ist: Die Burgpassage ist bald endgültig Geschichte. Das neue Projekt trägt den Namen „Stiftshöhe“. Warum? Früher stand genau hier das Stift Sankt Aegidii. Darum.

Wie die Stadt sagt, soll die insgesamt 12.400 Quadratmeter große Gesamtfläche als Erweiterung des Gymnasiums Kleine Burg, für ein neues Hotel – ein „Motel One“ – und barrierefreies Wohnen genutzt werden. Geschäfte? Fehlanzeige!

Doch was bedeutet das konkret? Eigentlich wird die gesamte Passage zwischen Hutfiltern und Schuhstraße abgerissen. Außer die Fassaden, die teils unter Denkmalschutz stehen. Das Glasdach kommt auch entsprechend weg. Im kommenden Jahr soll der Abriss beginnen; Ende des Jahres soll dann alles platt sein. Wenn alles gut läuft, sollen 2026 die Baugenehmigungen für alle drei Projekte vorliegen – dann kann es mit dem Neubau losgehen. Im Jahr 2028 soll dann alles fertig sein, parallel zur neuen Stadthalle Braunschweig.

Die Stadt Braunschweig stellt die neuen Pläne für die Burgpassage vor. Foto: News38

Wie der neue Name „Stiftshöfe“ schon erahnen lässt, soll die jetzige Burgpassage einen attraktiven „Hofcharakter“ bekommen. „Wir müssen die Menschen hier auch reinkriegen“, sagte Kornblum. Er erhoffe sich auch „ein Leben in der Stadt nach 20 Uhr“. Generationenübergreifend. Dazu sollen auch die rund neuen 35 Wohn-Einheiten beitragen. Die Rede ist von „modernen gemeinsamen Cluster-Konzepten“, die das Ziel haben, Menschen zusammenzubringen. Hier solle ein „Miteinander“ entstehen, hieß es. Geplant seien Gemeinschaftsräume und -balkone. Und vertikale Gärten an Balkonen und Aufgängen.

Die Wohnflächen soll als Eigentumswohnungen verkauft werden und genau wie das Hotel zur Refinanzierung des Projekts beitragen. „Dadurch wird die Wirtschaftlichkeit sichergestellt“, hieß es.

Braunschweig: Wandel statt Handel

Für Braunschweigs Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa ist der Plan relativ simpel: Die Stadt Braunschweig nehme bewusst die ehemaligen Handelsflächen weg, um sie anderweitig zu nutzen. „Wir wollen das Überangebot an Fläche für den Handel reduzieren. Andere Leerstände in der Stadt sollen sich dann wieder füllen.“ Normalerweise hätte der Burgpassage wegen der Insolvenz eine Zwangsversteigerung gedroht, sagte Leppa. „Aber da weiß man ja nie, was kommt.“

Mit der Burgpassage sei es in den vergangenen Jahren eine kleine Achterbahn gewesen. „In die Vision der Burggasse als offene Ladenstraße platzte die Corona-Pandemie, die den Strukturwandel in den Innenstädten enorm beschleunigt hat“, sagte Leppa. Jetzt gehe man eben neue Wege.

Braunschweig: Abkürzung adé

Apropos gehen: Auf den praktischen Durchgang zwischen Schuhstraße und Hutfiltern müssen die Braunschweiger auch künftig verzichten. Denn der fällt durch den Neubau weg. es wird keine Gasse geben. Keine Abkürzung mehr. Was viele Braunschweiger sicher stören wird, kommentiert Leppa mit einem Rückblick: „Diese Querung gab es historisch nicht, sie wurde erst durch die Burgpassage durch Abbrüche und Eingriffe in die Denkmalschutzsubstanz der Eingangsgebäude geschaffen.“

Braunschweig: Schulhof auf dem Dach

Auch fürs Gymnasium Kleine Burg sei es das Ganze eine gute Entscheidung. Die Stadt habe schon lange nach Erweiterungsflächen für die Schule gesucht – und sie jetzt gefunden. Der Vorteil: Der Ausbau kann nun direkt am Standort stattfinden. Ein Highlight im wahrsten Sinne: Die Oberschule soll nämlich einen Rooftop-Schulhof bekommen. Auch Kornblum, der ja selber Vater ist, feierte diesen Punkt ganz besonders: „Wie würden die ‚Schüler von heute‘ hier sagen? Nice?!“


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Das neue Hotel, das höchstwahrscheinlich ein „Motel One“ wird, soll im westlichen Teil entstehen. Also in Richtung Hutfiltern.

Einen genauen Kaufpreis nannten die Verantwortlichen nicht. Der Finanzrahmen bewege sich im Rahmen von rund 95 Millionen Euro. Für Kornblum ist das Geld gut investiert: „Wir werden alles dafür tun, dass die Menschen gerne hier herkommen. Im Konzert mit den anderen Städten liegen wir weit vorn.“

Die Gespräche mit "Motel One" seien auf der Zielgeraden, hieß es.
Die Gespräche mit „Motel One“ seien auf der Zielgeraden, hieß es. Foto: IMAGO/Panthermedia

Rückblick: Die Burgpassage wird 1983 eröffnet. Jahrelang shoppen die Braunschweiger in den Geschäften gerne oder verweilen hier einfach – vor allem bei Tchibo. Andere nutzen sie auch einfach als Abkürzung zwischen den Einkaufsstraßen Hutfiltern und Schuhstraße. 2015 kauft eine Immobiliengesellschaft die Gasse. Zwei Jahre später steht fest: Die Burgpassage soll zur Burggasse werden. Ein 90 Millionen teurer Plan. Entstehen soll hier eine nach oben offene neue Einkaufs- und Geschäftsstraße – und ein paar Wohnungen. 2018 soll die Burgpassage geschlossen werden, um 2020 als Burggasse wiederzukommen. Aber es kommt anders. Stillstand. Leere. Letztens Endes meldet der Projektentwickler Insolvenz an. Jetzt also – endlich – kommt Bewegung in die Sache!