Veröffentlicht inBraunschweig

Braunschweig: Tauben-Frust am Hagenmarkt – „verhungern lassen“

Täglich werden Stadttauben auf den Braunschweiger Hagenmarkt gelockt und dort gefüttert. Vertreibt das die Passanten?

© News38

Das ist die Löwenstadt Braunschweig

Braunschweig ist von der Einwohnerzahl her die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. In der Großstadt im Südosten des Bundeslandes leben knapp 250.000 Menschen. Braunschweig kann auf eine große Historie zurückblicken.

Es ist ein leidiges Thema – auch für die Tierfreunde. Am Hagenmarkt Braunschweig tummeln sich etliche Tauben, die auch durch betreutes Füttern direkt auf den Platz gelockt werden.

Die Lösung für das Tauben-Problem liegt der Stadt Braunschweig schon lange vor, doch die Umsetzung lässt zu Wünschen übrig.

Braunschweig will Tauben nicht „verhungern lassen“

Viele Tauben, wenig Passanten – das waren einige Leser-Beobachtungen, die unserer Redaktion zugespielt wurden. Die Realität sieht jedoch anders aus. Beate Gries von dem Stadttiere Braunschweig e.V. hat News38 auf Nachfrage erzählt, dass ein reger Publikumsverkehr am Hagenmarkt herrscht. „Wir sind täglich vor Ort und treffen viele Menschen an, die auf den Bänken sitzen“, sagt sie. Die Mission des Vereins ist es, um das Überleben der Tauben zu kämpfen. Dazu gehören auch die betreuten Futterstellen in der Braunschweiger Innenstadt.

Wie Gries erklärt, sind die allgemeinen Fütterungsverbote der Kommunen ohne ausgleichende Maßnahmen rechtswidrig, da sich die Populationen der verwildert lebenden Haustiere nur durch das „verhungern lassen“ reduzieren könnte. Sie verweist dabei auf die aktuelle Rechtsauslegung des Tierschutzgesetzes, auf den Artikel 20a im Grundgesetz und den Artikels 6b der Verfassung des Landes Niedersachsen. Allerdings stehen Kommunen mit Taubenschlägen mildere Mittel zur Verfügung – wie die betreuten Futterstellen.

„Die betreuten Futterstellen in der Braunschweiger Innenstadt wurden aus Tierschutzgründen bereits im ersten Corona-Lockdown 2020 an den bekannten Brennpunkten eingerichtet – so auch am Hagenmarkt“, erklärt Gries im Gespräch mit News38 weiter. „Sie wurden beibehalten, um zeitnah in der näheren Umgebung Taubenschläge zur tierschutzgerechten Populationskontrolle zu installieren, da Tauben nur einen Aktionsradius von 200 bis 300 Meter um ihren Brutplatz haben.“ In den Taubenschlägen könnten die Tierfreunde auch die Population besser kontrollieren, indem sie Eier durch Attrappen austauschen.

Braunschweig: Taubenschläge innerhalb der Okerumflut

Die Stadt hatte den Entschluss gefasst, ein Stadttaubenmanagement in Braunschweig umzusetzen. Denn auch das Land Niedersachsen fördert die Errichtung von betreuten Taubenschlägen. „Daher wurde ein Konzept analog des Modelltaubenschlages an der Salzdahlumer Straße für die Innenstadt erarbeitet und vom Rat im Mai diesen Jahres beschlossen“, sagt Gries. „Der erste Taubenschlag innerhalb der Okerumflut entsteht aktuell in der Martinikirche.“ Zwei weitere Taubenschläge sollen nächstes Jahr am Schlossplatz entstehen.


Mehr lesen:


„Auch wir bedauern, dass die Umsetzung der Schläge nicht zügiger vorangeht“, äußert die Taubenfreundin. Denn: Mittlerweile ist den Tieren eine hohe Vermehrungsrate angezüchtet worden. Normalerweise überleben 95 Prozent der Küken ihren ersten Geburtstag nicht. Mit der kontrollierten Fütterung überleben 20 bis 25 Prozent. „Darum sollen unsere betreuten Futterstellen so kurz wie möglich betrieben werden, denn auch wir wollen nicht mehr Stadttauben in Braunschweig.“ Deshalb hat der Verein schon damit begonnen, die Eier auch an wilden Brutplätzen gegen Attrappen zu tauschen.

Die Tauben-Freunde bitten darum, dass du dich bei dem Stadttiere Braunschweig e.V. meldest, wenn du wilde Brutplätze entdeckst. „Jedes getauschte Ei ist ein Gewinn.“